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Felicitas Söhner

Pandemien in der Geschichte
(Geschichtsunterricht praktisch: Arbeitsblätter, Materialien, Unterrichtsvorschläge)

Wochenschau-Verlag, Frankfurt am Main, 2024, Broschur, 24 Seiten, 12,90 €, ISBN 978-3-7344-1621-7

Seit der COVID-19-Pandemie zu Beginn der 2020er Jahre interessieren sich Menschen verstärkt dafür, wie frühere Generationen mit Seuchen umgingen, welche Maßnahmen beim Auftreten von Seuchen ergriffen wurden und wie diese sich auf die Gesellschaft auswirkten. Hier setzt die vorliegende Publikation an, die Seuchenereignisse von der Antike bis zur Postmoderne in den Blick nimmt. Neben Quellen und Hintergrundinformationen werden darin für den sprachsensiblen Unterricht entwickelte Aufgaben und vielfältige Anregungen auch für fächerübergreifendes Arbeiten geboten.

Verfasst wurde das 24 Seiten umfassende Heft im Format DIN-A4 von Privatdozentin Dr. phil. Felicitas Söhner, die seit 2016 als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf lehrt und forscht. Neben einer Vielzahl von Buch- und Zeitschriftenbeiträgen veröffentlichte die Autorin, die 2022 an derselben Hochschule im Fach Geschichte der Medizin habilitiert wurde, jüngst unter anderem „Oral History in der Hochschullehre“ (Frankfurt am Main 2022), „Epidemien in Bayern von der Vorgeschichte bis zur Frühen Neuzeit“ (2023) und (gemeinsam mit Nils Hansson und Thorsten Halling) „Oral History in der Medizin – Herausforderungen und Chancen“ (2024).

„Pandemien in der Geschichte“ erscheint in der von Ralph Erbar und Ulrich Schnackenburg herausgegebenen und im Wochenschau-Verlag (Frankfurt am Main) beheimateten, inzwischen knapp 50 Titel umfassenden Reihe „Geschichtsunterricht praktisch“, die neue didaktisch-methodische Zugriffe zu bekannten Themen erschließt und gleichzeitig wenig bekannte Quellen zu aktuellen Fragestellungen bietet. Die Aufgabenstellungen sind dabei laut Verlagsangabe kompetenzorientiert für einen differenzierten Geschichtsunterricht, der vorrangig für die Sekundarstufe I, aber auch für die Oberstufe geeignet ist. Die Kopiervorlagen sollen der raschen und unkomplizierten Vorbereitung und dem direkten Einsatz in einem Unterricht dienen, der gleichermaßen ansprechend wie anspruchsvoll sein will.

Ralph Erbar hat zu der Veröffentlichung ein kurzes Vorwort geschrieben. Darin weist er darauf hin, dass die Corona-Pandemie den Blick auf ein Thema gelenkt habe, das zuvor in der universitären Ausbildung, in Lehrplänen und im Unterricht eher weniger vertreten war und allenfalls vereinzelt angesprochen wurde, etwa im Fall der Pest im 17. Jahrhundert oder der Spanischen Grippe am Ende des Ersten Weltkriegs (1914-1918). Gleichwohl hätten Seuchen die Vergangenheit der Menschen von Anfang an begleitet und nicht selten gravierende politisch-gesellschaftliche Folgen nach sich gezogen, die weit über eine reine Krankheitsgeschichte hinausgehen. Zur Bedeutung und Intention der Publikation hält er sodann wörtlich fest: „Dieser Band bietet Materialien zu ausgewählten Seuchen und deren Bekämpfung (etwa Pest, Cholera, Pocken, Tuberkulose und Corona), die jeweils für sich, aber auch in Form eines Längsschnitts behandelt werden können. Die Bearbeitung der vielfältigen Zusammenhänge fördert das fächerverbindende Denken und Arbeiten. So gelingt ein neuer und motivierender Blick auf die Menschheitsgeschichte“ (Cover-Innenseite).

Nach einer Einführung in das Thema mit Hinweisen zum Forschungsstand und den Materialien (S. 1-2) gliedert sich das Heft in die folgenden acht Bereiche:

Modul 1: Pest – „Der Schwarze Tod“ (S. 3-5),

Modul 2: Syphilis – „Krankheit der Venus“ (S. 6-7),

Modul 3: Cholera – „Der Blaue Tod“ (S. 8-10),

Modul 4: Pocken und die Geschichte der Impfung
(S. 11-12),

Modul 5: Tuberkulose – „Der Weiße Tod“ (S. 13-15),

Modul 6: Influenza – „Die Spanische Grippe“
(S. 16-18),

Modul 7: AIDS – der schleichende Tod (S. 19-20),

Modul 8: Corona – SARS, MERS und COVID-19
(S. 21-23),

wobei die Darstellung durch Hinweise auf fachlich-
didaktische Literatur (S. 24) ergänzt wird.

In ihrer Einführung macht Felicitas Söhner darauf aufmerksam, dass frühere Maßnahmen bei Seuchenereignissen in der Geschichte auf damals vorherrschenden Vorstellungen von Krankheiten und ihrer Genese und Bekämpfung basieren. So dürfe und könne man aus zahlreichen historischen Quellen nicht schließen, mit welcher Infektionskrankheit sich diese exakt befassen. Doch lasse sich aus diesen rekonstruieren, wie die gesellschaftlichen Reaktionen auf und die Folgen von Epidemien und Pandemien waren. Dementsprechend möchte das vorliegende Themenheft „den Zusammenhang zwischen Seuchenereignissen, gesellschaftlichen Maßnahmen und aus beiden Prozessen resultierenden Folgen verdeutlichen“ (S. 1). Der Arbeit mit dem Heft liege dabei das Ziel zugrunde, „den Lernenden eine reflektierte und selbstreflexive Perspektive auf historische Fragestellungen zu vermitteln“ (S. 2).

Die Module eins bis acht betrachten mit didaktischen Impulsen für den Unterricht Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Umgang mit Seuchenereignissen von der Vergangenheit bis zur Gegenwart. Dabei gibt es zu jedem Seuchenereignis zunächst einen sachorientierten Infotext, der spezifisches Wissen zu der beschriebenen Erkrankung bereitstellt. Sodann laden jeweils ausgewählte Materialien (Karikaturen, Fotografien, Textquellen, Bildquellen, Statistiken) zur multiperspektiven Quellenarbeit ein, wobei den Bild- wie auch Textquellen spezifische Aufgaben und Fragestellungen beigefügt sind. Die Kopiervorlagen (sämtlich in schwarz-weiß), von denen man sich die eine oder andere in einem etwas größeren Format gewünscht hätte, erlauben eine rasche und unkomplizierte Vorbereitung beziehungsweise den direkten Einsatz im Unterricht.

Die Handreichung lässt sich je nach verfügbarer Zeit und inhaltlicher Gewichtung im Unterricht variabel einsetzen, zumal die einzelnen Themeneinheiten nicht aufeinander aufbauen, sondern vielmehr voneinander getrennt und auch in unterschiedlicher Reihenfolge im Unterricht behandelt werden können. Wenngleich das Heft für Sekundar- und Oberstufe aufbereitet wurde, lässt es sich aber auch im Rahmen außerschulischer Lernangebote oder in der Pflegeausbildung sinnvoll einsetzen.

Die Veröffentlichung ist umso mehr zu begrüßen, als sie vielfältige Bezüge und Anregungen bietet, um historische Narrative zu formulieren, zu erkennen und diese differenziert betrachten zu können. Durch die historische und fächerübergreifende Auseinandersetzung mit Seuchenereignissen kann den Lernenden nicht zuletzt im Hinblick auf aktuelle Ereignisse anschaulich vermittelt werden, inwiefern gesellschaftliche Reaktionen, Präventions- und Eindämmungsmaßnahmen wirtschaftliche und soziale Entwicklungen mit sich
brachten.

Eine Rezension von Dr. Hubert Kolling

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