Böhme - Rechtshandbuch für Pflegeeinrichtungen von A-Z

Böhme, Hans

Rechtshandbuch für Pflegeeinrichtungen von A-Z

Verständliche Rechtserläuterungen – konkrete Handlungsanweisungen – direkte einsetzbare Arbeitshilfen

WEKA-Media, Kissing, 2002, 158 €, ISBN 3-8276-4424-0 – November 2014

Von dem im März 2003 an dieser Stelle vorgestellten Rechtshandbuch für Pflegeeinrichtungen sind inzwischen die 56. Ergänzungslieferung erschienen - mit der aktualisierten CD.

Die Ergänzungslieferung enthält ein neues Stichwort, das allerdings leider komplett nur auf der CD vorliegt:

Abrechnungsbetrug - Der Vorwurf des Abrechnungsbetrugs im Gesundheitswesen ist ein jahrelanges Phänomen, das die letzte Zeit auch durch die Medien geistert. Für das Jahr 2013 wurden allein bei der Kaufmännischen Krankenkasse 566 Fälle von Abrechnungsbetrug festgestellt. Führend waren mit Abstand die Apotheken. Danach folgten Krankenhäuser und ambulante Pflegedienste, abgeschlagen schließlich die Vertragsärzte. Nicht jeder Fall ist so eindeutig, wie behauptet wird. Allerdings ist das Unrechtsbewusstsein der Beteiligten nicht immer ausgeprägt.

Im vorliegenden Stichwort wird ausgeführt, auf welche Voraussetzungen es beim Abrechnungsbetrug in Pflegeunternehmen tatsächlich ankommt, und erläutert, was zu beachten ist, wenn wegen eines (vermeintlichen) Abrechnungsbetrugs

strafrechtliche Ermittlungen ins Haus stehen.

 

Zwei Stichworte wurden grundlegend überarbeitet:

  • Geistheilung- Mit Urteil vom 02.03.2004 hat das Bundesverfassungsgericht entschieden, dass Geistheiler keine Erlaubnis nach dem Heilpraktikergesetz benötigen. Was für Geistheiler gilt, gilt erst recht für andere Formen der Energiearbeit, aber auch für die Tätigkeit von Altenpflegern und -pflegerinnen sowie Kranken- und Gesundheitspflegern/-pflegerinnen. Heilkunde im Sinne des Heilpraktikergesetzes ist also eng auszulegen.

Das Amtsgericht Gießen hat mit Urteil vom 12.06.2014 folgerichtig entschieden, dass praktizierende Geistheiler sich nicht strafbar machen können, wenn sie gegenüber ihren Kunden deutlich machen, dass sie keine Heilkunde ausüben, also ärztliche und Heilpraktikerkompetenz nicht übernehmen.

Im aktualisierten Stichwort wird dieses Thema näher dargestellt.

  • „Heilpflanzenanwendung“ - Vor fast zehn Jahren wurde das Stichwort "Heilpflanzenanwendung" vorgestellt. Inzwischen haben sich etliche Zusatzfragen ergeben, die es angebracht erscheinen lassen, das Thema nunmehr in aktualisierter Fassung vorzulegen.
  • „Landesheimrecht im Überblick“ - Nachdem zwischenzeitlich alle Bundesländer Heimgesetze verabschiedet haben, stellen wir in einem Überblick alle wichtigen Vorschriften auf aktuellem Stand vor.

Rezension von Paul-Werner Schreiner

Berufsethik, Berufsgeschichte und Berufskunde für Pflegeberufe

Kemetmüller, Eleonore und Gerhard Fürstler (Hrsg.)

Berufsethik, Berufsgeschichte und Berufskunde für Pflegeberufe

Facultus Verlag, Wien, 2013, 253 S ISBN 978-3-7089-0955-4

Das vorliegende, von Eleonore Kemetmüller und Gerhard Fürstler herausgegebene Buch beschäftigt sich – wie es der gewählte Titel treffend zum Ausdruck bringt – mit den Themen „Berufsethik, Berufsgeschichte und Berufskunde für Pflegeberufe.

Dr. Eleonore Kemetmüller (Jahrgang 1958), wHR Mag., DGKS, arbeitet als Philosophin, Pädagogin und Leiterin der Abteilung Pflegewissenschaft des Niederösterreichischen Gesundheits- und Sozialfonds, ferner als Lektorin an der Medizinischen Universität Graz – Institut für Pflegewissenschaft und an der IMC Fachhochschule Krems.

Sie veröffentlichte zahlreiche Schriften, darunter „Ethik in der Pflegepädagogik. Zum Verhältnis von Theorie und Praxis unter dem Aspekt einer philosophisch-kritischen Bildungstheorie“ (1998), „Berufsethik und Berufskunde für Pflegeberufe“ (2001), „Zukunftsperspektiven in der gehobenen Gesundheits- und Krankenpflege. Die Positionierung der Ausbildung im tertiären Sektor des österreichischen Bildungssystems“ (2005), (mit Gerhard Fürstler und Paul Resetarics) „Berufsethik und Berufskunde für Pflegehelferinnen und Angehörige von Sozialbetreuungsberufen“ (2. Auflage 2013), (mit Gerhard Fürstler, Gabriele Gschwandtner und Nicole Maier) „Die Fachbereichs- und Abschlussarbeit in der Gesundheits- und Krankenpflege“ (6. Auflage 2013).

Dr. Gerhard Fürstler (Jahrgang 1957), DGKP, arbeitet als Pädagoge, Psychologe und Lehrer an der Gesundheits- und Krankenpflegeschule am Landesklinikum St. Pölten, ferner als Lektor an der Universität Wien – Institut für Pflegewissenschaft und an der Fachhochschule Campus Wien – Studiengang Gesundheits- und Krankenpflege.

Er veröffentlichte zahlreiche Beiträge in Fachzeitschriften, darunter in der „Österreichischen Pflegezeitschrift“ und der „Geschichte der Pflege. Das wissenschaftliche Journal für historische Forschung der Pflegeberufe und der nicht-ärztlichen Berufe“. Zu seinen Schriften gehören unter anderem „Die Sonderstellung der Krankenpflegeausbildung in Österreich“ (1992), (mit Clemens Hausmann) „Psychologie und Sozialwissenschaft für Pflegeberufe. Band 1: Grundlagen der Psychologie, Entwicklungspsychologie, Pädagogik, Sozialhygiene“ (2000) und „Psychologie und Sozialwissenschaft für Pflegeberufe. Band 2: Klinische Psychologie, Behinderung, Soziologie“ (2000), (mit Peter Malina) „‘Ich tat nur meinen Dienst‘. Zur Geschichte der Krankenpflege in Österreich in der NS-Zeit“ (2004), „‘Der Glaube, der durch die Liebe tätig ist‘. Die Lebensgeschichten von 19 Schwestern aus dem Diakonissen-Mutterhaus in Gallneukirchen“ (2006).

Neben den Herausgebern haben an dem Buch die folgenden 13 Personen mitgewirkt:

  • Monika Ahmadi-Wehrle, M.A., DPGKP, Leiterin der Sonderausbildung für Psychiatrische Gesundheits- und Krankenpflege an der Schule für Gesundheits- und Krankenpflege in Baden;
  • Martina Grubmüller, Mag., DGKS, Lehrerin an der Schule für Gesundheits- und Krankenpflege am Landesklinikum Zwettl und Schule für Sozialbetreuungsberufe Edelhof;
  • Gabriele Gschwandtner, Mag., DGKS, stellvertretende Leiterin der Abteilung Pflegewissenschaft des Niederösterreichischen Gesundheits- und Sozialfonds;
  • Martina Hiemetzberger, Mag., DGKS, akademische Lehrerin für allgemeine Gesundheits- und Krankenpflege am SZO;
  • Hedwig Holik Ebermann, Mag., DGKS, Lehrerin an der Schule für allgemeine Gesundheits- und Krankenpflege am Landesklinikum Stockerau;
  • Prof. Dr. Peter Kampits, Vorsitzender des Wiener Beirates für Bio- und Medizinethik;
  • Bettina Koller, Mag., DGKS, Stellvertretende Direktorin der Schule für allgemeine Gesundheits- und Krankenpflege am Landesklinikum Baden;
  • Prof. Dr. Christa Lohrmann, Diplompflegepädagogin, Institutsvorständin am Institut für Pflegewissenschaft der Medizinischen Universität Graz;
  • Dr. Martin Peter, Mag., Unternehmensberater, systematischer Coach, Mediator und Trainer;
  • Dr. Doris Pfabigan, Mag., DGKS, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Philosophie der Universität Wien;
  • Birgit Prosch, BScN, DGKS, Lehrerin an der Schule für allgemeine Gesundheits- und Krankenpflege am Landesklinikum Neunkirchen;
  • Sabine Ruppert, Mag., DGKS, Leiterin der Sektion Ethik der Gesellschaft der Pflegewissenschaft (ÖGKV);
  • Dr. Jürgen Wallner, MBA, Leiter des Bereichs Personalmanagement, Organisationsentwicklung und Ethikberatung im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Wien sowie Leiter der Ethikberatung der Barmherzigen Brüder Österreich.

Nach einem kurzen Vorwort (S. 5) der Herausgeber zeigt das Buch – untergliedert in die drei Themengebiete „Berufsethik“, „Berufsgeschichte“ und „Berufskunde“ – den folgenden Aufbau:

Berufsethik

  1. Eleonore Kemetmüller: Philosophische Grundlagen (S. 11-45)
  2. Martin Peter: Sinnstufen ethischer Entscheidungsfindung (S. 46-57)
  3. Jürgen Wallner: Ethik und Spiritual Care (S. 58-74)
  4. Peter Kampits: Prinzipalismus und Differentialethik (S. 75-76)
  5. Doris Pfabigan: Ethik und Qualitätsmanagement (S. 77-94)
  6. Sabine Ruppert: Entscheidungsfindungsmodelle in der Ethik (S. 95-108)
  7. Martina Hiemetzberger: Ethikkommissionen und Ethikberatung (S. 109-127)
  8. Christa Lohrmann: Ethik und Forschung (S. 128-145)
  9. Gabriele Gschwandtner: Fallbeispiele – Zur Forschungsethik (S. 146-148)
  10. Martina Grubmüller: Fallbeispiel – Zur Pflegepraxis (S. 149)
  11. Birgit Prosch: Fallbeispiele – Zur Pflegepraxis (S. 150-151)

Berufsgeschichte

Gerhard Fürstler: Zur Geschichte der beruflichen Gesundheits- und Krankenpflege in Österreich (S. 155-215)

Berufskunde

  1. Bettina Koller: Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege aus europäischer Perspektive (S. 219-224)
  2. Eleonore Kemetmüller: Feministischer Theoriediskurs – Gleichheit versus Differenz (S. 225-236)
  3. Hedwig Holik Ebermann: Berufsbezeichnung und Anrede „Schwester“ (S. 237-243)
  4. Monika Ahmadi-Wehrle: Pflege von Menschen aus unterschiedlichen Lebenswelten (S. 244-249).

Zur Bedeutung und Intention ihrer Veröffentlichung schreiben die Herausgeber/-innen im Vorwort: „Das vorliegende Lehrbuch ist als Grundlage für den Unterrichtsgegenstand Berufsethik und Berufsgeschichte (Berufskunde) in der Gesundheits- und Krankenpflegeausbildung, für Studiengänge an Fachhochschulen und Universitäten und für das Studium der Pflegewissenschaft konzipiert“ (S. 5). Die Inhalte sollen dabei eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit theoretischen Grundlagen der Philosophie, der Pflegewissenschaft, der Pflegeethik und Methoden ethischer Urteilsbildung ermöglichen. Während die Geschichte der Pflege durch aktuelle Themen der Berufskunde erweitert würden, sollten Fallbeispiele den Studierenden die Möglichkeit geben, Meinung und Wissen, Positionen, Prinzipien, Normen und Werte zu erkennen und zu überdenken.

Zum Thema „Berufsethik“ vereint das Buch elf Beiträge verschiedener AutorInnen, die zunächst philosophische Grundlagen (Eleonore Kemetmüller) und Grundbegriffe der Ethik (Martin Peter) vermitteln, um sich dann speziellen Fragestellungen wie Ethik und Spiritual Care (Jürgen Wallner), Prinzipalismus und Differentialethik (Peter Kampits), Ethik und Qualitätsmanagement (Doris Pfabigan) sowie Entscheidungsfindungsmodelle in der Ethik (Sabine Ruppert) zuzuwenden. Nach der Auseinandersetzung mit Ethikkommissionen beziehungsweise der Ethikberatung (Martina Hiemetzberger) kommt sodann die Bedeutung der Ethik in der Forschung (Christa Lohrmann) zur Sprache, bevor konkrete Beispiele zur Forschungsethik (Gabriele Gschwandtner) und Pflegepraxis (Martina Grubmüller, Birgit Prosch) vorgestellt werden.

Zum Thema „Berufsgeschichte“ enthält das Buch lediglich einen Beitrag. Unter der Überschrift „Zur Geschichte der beruflichen Gesundheits- und Krankenpflege in Österreich“ fragt Gerhard Fürstler darin zunächst nach der Identität einer österreichischen Krankenpflegegeschichte, bevor er einen Überblick zum zeitlichen Ablauf der beruflichen Krankenpflege gibt. Sodann skizziert er die wichtigsten Entwicklungen der Krankenpflege in Österreich vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart, wobei auch die NS-Zeit breiten Raum einnimmt. Neben der Beteiligung und Mitwirkung von Pflegepersonen an NS(„Euthanasie“-)-Verbrechen stellt der Autor hierbei auch Beispiele von Pflegepersonen vor, die Widerstand leisteten beziehungsweise sich dem Unrechtsregime widersetzen.

Die vier zum Thema „Berufskunde“ vereinten Beiträge betrachten die Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege nicht nur aus europäischer Perspektive (Bettina Koller), sondern bieten auch einen feministischen Theoriediskurs zur Diskussion um „Gleichheit versus Differenz“(Eleonore Kemetmüller). Darüber hinaus hinterfragen sie im Zusammenhang mit den Professionalisierungsbemühungen der Pflege kritisch die Bedeutung des Wortes „Schwester“ (Hedwig Holik Ebermann) und setzten sich mit der Pflege von Menschen aus unterschiedlichen Lebenswelten auseinander (Monika Ahmadi-Wehrle).

Pflegerisches Handeln findet als Dienst am Menschen statt und hat damit immer auch eine moralische Dimension. Dies bedarf der ständigen Weiterentwicklung der Pflegewissenschaft einerseits und einer laufenden Auseinandersetzung mit ethischen Fragen der Pflegepraxis andererseits. Zugleich hat im Verlauf der letzten drei Jahrzehnte das Interesse des Pflegepersonals an der eigenen Berufsgeschichte deutlich zugenommen, was sich nicht zuletzt in den Unterrichtsinhalten entsprechender Ausbildungsberufe beziehungsweise Studiengänge im Pflegebereich widerspiegelt. Das von Eleonore Kemetmüller und Gerhard Fürstler herausgegebene Lehrbuch „Berufsethik, Berufsgeschichte und Berufskunde für Pflegeberufe“ ist dabei umso mehr zu begrüßen, als eine entsprechende Veröffentlichung – die alle drei Themenbereiche in einem Buch vereint – bislang fehlte.

Der Umfang der einzelnen Beiträge, die hier nicht alle näher vorgestellt werden können, ist sehr unterschiedlich und reicht von einer bis über 30 Seiten. In ihrer Gesamtheit ermöglichen sie eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit philosophischen Grundlagen, Ethik in Bezug auf Forschung, Spiritual Care und Qualitätsmanagement und ethischen Entscheidungsfindungsmodellen, ebenso wie Ethikkommissionen und Ethikkomitees.

In seinem Beitrag „Zur Geschichte der beruflichen Gesundheits- und Krankenpflege in Österreich“ weist Gerhard Fürstler darauf hin, dass die Darstellung der österreichischen Krankenpflegegeschichte allein schon deshalb schwierig ist, weil sich die territorialen Grenzen der ehemaligen Donaumonarchie im Laufe der Jahrhunderte immer wieder stark verschoben. Zudem macht er darauf aufmerksam, dass die österreichische Geschichte der Krankenpflege, auch wenn inzwischen eine Reihe von Arbeiten vorliege, „bei Weitem noch nicht vollständig erforscht“(S. 156) sei. Dies betreffe nach wie vor die Situation der Pflege vor und während des Nationalsozialismus, aber auch in der Nachkriegszeit, ja bis hin zur Gegenwart. Die Situation sieht er darin begründet, dass es bisher „einfach zu wenig wissenschaftlich ausgebildete Pflegepersonen“ gab, die eine Geschichte der Krankenpflege hätten schreiben können, in der auch gesellschaftliche und berufsspezifische Einflüsse berücksichtigt würden. Abgesehen davon, dass in den Krankenpflegeschulen die Sichtweise lange Zeit eher unkritisch und mehr oder weniger auf eine ärztliche Heroen- und Ereignisgeschichte reduziert war, sei in Österreich bis vor wenigen Jahren außerdem auch noch die deutsche Literatur zur Pflegegeschichte auch gleich als österreichische Geschichte der Krankenpflege übernommen worden.

Vor diesem Hintergrund macht Gerhard Fürstler zu Recht deutlich, dass wesentliche Züge der Berufsentwicklung in Österreich vor allem mit der Entwicklung in Deutschland nicht vergleichbar sind beziehungsweise die Etablierung des Krankenpflegeberufs in Österreich anders als in Deutschland verlief. So gab es beispielsweise zur Entstehung des starken deutschen Berufsverbandes B.O.K.D. (Berufsorganisation der Krankenpflege Deutschlands) und seiner vielfältigen Tätigkeit kurz nach der Jahrhundertwende (19. / 20. Jahrhundert) in Österreich keine Parallelen. Ebenso kam die in Deutschland einst sehr mächtige Diakonissenpflege in Österreich infolge der zahlenmäßig weit weniger vertretenen Diakonissenmutterhäuser auch nicht zum Tragen; Einfluss übten hier eher die katholischen Ordenshäuser aus. Eine Parallelität gab es aber doch: „Das Schicksal eines der Medizin untergeordneten Berufs teilen sich die deutsche und die österreichische Krankenpflege letztlich gleichermaßen“ (S. 160), auch wenn der Weg dorthin unterschiedlich verlief.

Wohl wissend um die entsprechenden Forschungsdefizite hat Gerhard Fürstler nicht „Die Geschichte der beruflichen Gesundheits- und Krankenpflege in Österreich“ vorgelegt, sondern lediglich ein Beitrag „Zur Geschichte…“. Auf ein neueres Lehrbuch über „Die Geschichte…“ wird man unterdessen – nicht zuletzt wegen fehlender Forschungseinrichtungen – in Österreich ebenso wie in Deutschland warten müssen. Neben neueren pflegehistorischen Studien zu Einzelthemen ist es hier sehr begrüßenswert, dass es seit geraumer Zeit das „Biographische Lexikon zur Pflegegeschichte. ‚Who was who in nursing history‘“ (1997-2012) mit über 1.000 Einträgen gibt. Von daher hätte man sich bei den Literaturangaben einen entsprechenden Hinweis auf das von Horst-Peter Wolff (Bände 1-3) beziehungsweise Hubert Kolling (Bände 4-6) herausgegebene Werk gewünscht, zumal dort auch eine Reihe Biographien von Personen aus Österreich enthalten sind.

Im Rahmen der österreichischen Berufsgeschichte wird auch auf die europäische Perspektive Bezug genommen. Darüber hinaus wird der Berufskunde durch ausgewählte Themen – Feministischer Theoriediskurs, Gleichheit versus Differenz, Aspekte zur Berufsbezeichnung und Anrede „Schwester“, Pflege von Menschen aus unterschiedlichen Lebenswelten – besondere Bedeutung geschenkt.

Seinem selbst gesetzten Anspruch, eine Grundlage für den Unterrichtsgegenstand Berufsethik und Berufsgeschichte (Berufskunde) in der Gesundheits- und Krankenpflegeausbildung, für Studiengänge an Fachhochschulen und Universitäten und für das Studium der Pflegewissenschaft zu sein, wird das Buch in vollem Umfang gerecht. Der große Vorteil der Veröffentlichung zeigt sich nicht zuletzt darin, dass die drei Themengebiete Berufsethik, Berufsgeschichte und Berufskunde für Pflegeberufe in einem Werk behandelt werden. Primär für Österreich konzipiert, lassen sich große Teile des Lehrbuches sinnvoll aber auch in den einschlägigen Ausbildungsberufen und Studiengänge in Deutschland und der Schweiz einsetzen.

Mit der von Eleonore Kemetmüller und Gerhard Fürstler herausgegebenen Veröffentlichung „Berufsethik, Berufsgeschichte und Berufskunde für Pflegeberufe“ liegt im deutschsprachigen Raum nun erstmals ein brauchbares Lehrbuch vor, das die drei genannten Themengebiete in sich vereint.

 Rezension von Dr. Hubert Kolling

 

Becker-Ebel - Palliative Care in Pflegeheimen

Becker-Ebel, Jochen et al.

Palliative Care in Pflegeheimen

Wissen und Handeln für Altenpflegekräfte

Schlütersche Verlagsanstalt, Hannover, 2012, 2. überarb. und akt. Aufl., 224 S., 18,95 €, ISBN 9783899932973

Das Buch „Palliative Care in Pflegeheimen - Wissen und Handeln für Altenpflegekräfte“ entstand in einer gemeinschaftlichen Zusammenarbeit mehrerer Autoren und liegt in zweiter, überarbeiteter und aktualisierter Auflage vor.Das Buch gliedert sich insgesamt in fünf Kapitel, gefolgt von einem Anhang und dem Literaturverzeichnis. Im Anschluss daran stellen sich alle mitwirkenden Autorinnen und Autoren inklusive einem Foto kurz vor. Das Buch endet mit einem Registerverzeichnis.

Beginnend mit einem Vorwort gibt im Anschluss daran die Einleitung einen entsprechend Überblick und bereitet inhaltlich auf die Thematik und Wichtigkeit der hier behandelten Themen vor. Das erste Kapitel befasst sich vor allem mit der Behandlung von Schmerzen in der Palliativbetreuung. Diesbezüglich steht der Schmerz im Zentrum dieser Ausarbeitungen. Inhaltlich findet sich in diesem Kapitel beispielsweise eine entsprechende Definition zum Schmerz wieder. Es wird auf die Schmerztherapie, insbesondere in Bezug auf Tumorschmerzen eingegangen und natürlich die physiologischen Grundlagen (Schmerzentstehung, Schmerzleitung, zentrale Schmerzwahrnehmung, Schmerzhemmung sowie die Schmerzschwelle und Schmerztoleranz) ausführlich behandelt. Weiterhin wird auf die Vielfältigkeit der Schmerzursachen eingegangen. Auch hier befinden sich im Einzelnen Definitionen zum akutem, chronischem Schmerz, Durchbruchsschmerz und somatoformen Schmerz. Anschließend geht es um die Diagnostik von Schmerz, bei welcher der Kommunikation und der Beobachtung eine besondere Bedeutung zukommt. Neben dem Ziel einer guten und effektiven Schmerzanamnese, werden viele Hilfestellungen gegeben, um dieses auch zu erreichen. Hierzu werden zahlreiche Fragen aufgelistet, welche unterstützend zur Zielerreichung beitragen. Aufbauend auf den bisherigen Inhalten wird nun auf verschiedene Schmerztherapien eingegangen, inklusive dem Stufenschema der WHO bei der Tumorschmerztherapie. In diesem Zusammenhang werden die verschiedenen Applikationswege, Kombinationsmöglichkeiten von Schmerzmedikamenten sowie der Ablauf von Opioidwechseln aufgezeigt. Unter anderem bekommt man weiterhin Informationen darüber, was unter einer Schmerzattacke zu verstehen ist und wie solch einer entgegengewirkt werden kann. Kapitel zwei hingegen beschäftigt sich mit der Symptomlinderung in der Palliativpflege und zeigt diesbezüglich palliativmedizinische und -pflegerische Zusammenhänge auf. Es wird auf die palliative Mundpflege sowie die Symptomlinderung bei Übelkeit und Erbrechen eingegangen. Da Übelkeit und Erbrechen vor allem in der Tumortherapie zu den Hauptnebenwirkungen zählen, wird eine entsprechende Skala für die Erfassung und Einschätzung der Symptomstärke bei Übelkeit und Erbrechen vorgestellt. Eine Tabelle zeigt eine Übersicht über diesbezügliche mögliche Anamnesefragen. Es wird weiterhin dargestellt, welche Ursachen für Übelkeit und Erbrechen bestehen. Eine weitere Übersicht zeigt die auslösenden Zentren auf. Nach dem entsprechende Therapiemaßnahmen dargelegt werden, wird auf pflegerische Maßnahmen eingegangen. Ein weiterer Schwerpunkt ist neben der Behandlung von Obstipation die Atemnot, auf welche ebenfalls mit Definition, Ursachen und Therapiemaßnahmen inhaltlich Bezug genommen wird. Den Abschluss dieses Kapitels bildet die palliative Wunderversorgung, unter anderem mit dem Aufzeigen der Ziele, häufig auftretender Probleme, der entsprechenden Wundreinigung sowie der Wundauflagen und Wundtherapeutika. Das dritte Kapitel hat die Kommunikation zum Schwerpunkt. Aus diesem Grund wird das Kommunikationsmodell der Transaktionsanalyse vorgestellt, dessen wesentlicher Bestandteil das Ich-Zustandsmodell ist. Dieses Modell wird praxisnah an einer alltäglichen Situation aus dem Altenheim erläutert. Weiterhin wird auf die Kommunikation mit nicht mehr sprachfähigen Menschen sowie die Kommunikation mit Angehörigen eingegangen. Bezüglich der Arbeit mit Angehörigen geht es explizit darum, wie eine gute Atmosphäre bei der Angehörigenarbeit gelingen kann. Einen weiteren wichtigen Aspekt stellt die Kommunikation im Team beispielsweise in Form von regelmäßigen Besprechungen dar. Neben den Angehörigen sind die Ehrenamtlichen eine ganz besonders wichtige Gruppe. Deshalb wird in diesem Zusammenhang auch auf die Kommunikation mit Ehrenamtlichen eingegangen. Im Vorfeld wird jedoch kurz skizziert, was unter dem Begriff Ehrenamtliche zu verstehen ist, welche Aufgabe ihnen zukommt und wie Ehrenamtliche zu gewinnen sind. Um Ehrenamtliche gut in ihr Arbeitsumfeld einzuarbeiten, werden neben einer Konzeptvorstellung zur Integration auch die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Integration aufgezeigt. Weiterhin behandelt das dritte Kapitel Rituale in der Begleitung Sterbender und stellt hierzu drei Phasen von Ritualen vor, wobei jede Phase mit einem Beispiel verdeutlicht wird. Neben dem Aspekt spiritueller Fragestellungen werden die Trauer, einschließlich der Stadien des Trauerprozesses oder Maßnahmen bei der Trauerbewältigung, thematisiert. Ethische Entscheidungen am Lebensende behandelt das vierte Kapitel. Hier werden grundlegende Informationen zum Thema Euthanasie, Suizid und Behandlungsabbruch gegeben. Die wichtigsten Begrifflichkeiten werden definiert, Verweise zur Rechtsprechung werden dargestellt und Hinweise bezüglich zur Patientenverfügung werden integriert. Weiterhin wird auf die Wichtigkeit interprofessioneller ethischer Fallberatungen eingegangen und das Nimwegener Modell mit seinen Phasen erläutert. Kapitel 5 widmet sich der Thematik des Expertenstandards, explizit der Umsetzung eines fundierten Schmerzmanagements. Auch hier finden sich wichtige und grundlegende Definitionen wieder. Diesbezüglich werden erforderliche Assessmentinstrumente, wie zum Beispiel verschiedene Skalen zur Schmerzeinschätzung und die Inhalte eines Schmerzprotokolls, für die Umsetzung des Expertenstandards vorgestellt. Im Anhang befinden sich zahlreiche und hilfreiche Tipps und Schritte, die einen bei der Zielerreichung einer erfolgreichen Umsetzung von Palliative Care unterstützen. Es wird ein sehr detaillierter Ablauf dargestellt, übersichtlich in einzelne Schritte gegliedert, wobei sich zu jedem Schritt eine kleine Erklärung anheftet. Es handelt sich hier zum Teil um allgemeine Hinweise, aber auch mit weiteren Empfehlungen hinsichtlich Literatur oder Downloads. Ebenso hilfreich ist der Unterpunkt des Projektabschlussberichts- Dieser gibt an, wie der Aufbau sein sollte, was enthalten sein muss und in welcher Struktur. Im Anschluss daran enthält das Buch ein Literaturverzeichnis. Zu den einzelnen Themen wird die Literatur aufgelistet, zum Teil auch nur als Auswahl. Im laufenden Fließtext sind bereits Literaturverweise aufgeführt. Nach einer kurzen Vorstellung der einzelnen Autorinnen und Autoren, endet das Buch mit einem Registerverzeichnis, in welchem die Schlagworte in alphabetischer Reihenfolge die Seite wiedergeben, wo sie zu finden sind.

Zusammenfasend kann festgehalten werden, dass alle Inhalte der Kapitel kurz, knapp und präzise dargestellt sind. Es wird viel mit praktischen Beispielen aus dem Arbeitsalltag erklärt. Diese vereinfachen den Theorie-Praxis-Transfer und geben hilfreiche Anregungen für eine persönliche und individuelle Umsetzung. Eine einheitliche Struktur durchzieht alle Kapitel und verschafft dem gesamten Buch ein hohes Maß an Übersichtlichkeit. Überschriften sowie Zwischenüberschriften werden durchgängig hervorgehoben. Zum Teil erfolgen stichpunktartige Aufzählungen. Dies hat zum Vorteil, dass sich der Umfang des zu lesenden Textes verringert. Des Weiteren gibt es viele „Infokästchen“, welche grau hinterlegt sind und ebenfalls wichtige Informationen fokussiert weitergeben. Insgesamt stellt das Buch „Palliativ Care in Pflegeheimen-Wissen und Handeln für Altenpflegekräfte“ ein sehr gutes Grundlagenbuch dar, durch welches sich mittels weiterer Literaturquellen die Informationen noch intensivieren lassen. Man erhält einen sehr guten Überblick, für vertiefende Informationen ist das Buch jedoch weniger geeignet. Hierzu finden sich jedoch gezielte Hinweise im Buch selbst. Viele Informationen werden durch eine visuelle Aufbereitung gut zusammengefasst. Es sind zahlreiche Tabellen und Abbildungen, schwarz-weiß, in den Fließtext eingearbeitet. Diese Art der Informationsverarbeitung ist besonders hilfreich, um alle Lerntypen anzusprechen.

 Rezension von Denise Binder