Intensivpflege und Anästhesie

intensiv

Ullrich, L. et al. (Hrsg.)
Intensivpflege und Anästhesie
Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2015, 3., neu bearb. und erw. Aufl., 848 S., 54,99 €, ISBN 9783131309136

Das von Lothar Ullrich, Dietmar Stolecki und Matthias Grünewald 2005 herausgegebene Buch war als Lehrbuch für die Fachweiterbildung Anästhesie und Intensivmedizin angelegt. Für die jetzt vorliegende 3. Auflage zeichnen nur noch die ersten beiden als Herausgeber verantwortlich – sie sind in den entsprechenden Weiterbildungen in Münster und Dortmund tätig.

Der Aufbau des Buches ist beibehalten worden. Die Inhalte wurden entsprechend der Weiterentwicklung in der Disziplinen Intensivmedizin und Anästhesie aktualisiert, was an den 100 Seiten mehr Umfang, aber auch an einigen neuen Kapiteln in den einzelnen Abschnitten deutlich wird.

Die sechs Abschnitte sind:
Aufbau und Organisation von Intensivpflege und Anästhesieeinheiten
Möglichkeiten und Grenzen der Intensivmedizin
Intensivpflege
Intensivmedizinische Versorgung von Patienten mit speziellen Erkrankungen
Grundlagen der Anästhesie
Fallorientierte Pflege in der Anästhesie (in Einzelnen sei auf die Besprechung der 2. Auflage verwiesen - http://www.pflege-wissenschaft.info/pflegethemen/335-pflegejournal/rezensionen/61130- )

Das Inhaltsverzeichnis ist wesentlich differenzierter, was das Finden bestimmter Inhalte erleichtert. Dem dient auch das nach wie vor umfangreiche Schlagwortverzeichnis. Am Ende jedes Kapitels findet der Nutzer des Buches ein Verzeichnis weiterführender Literatur, das jeweils erkennbar aktualisiert und in einigen Stellen um Internetadressen erweitert wurde. Positiv zu vermerken ist, dass bei der Neuauflage auf die DVD mit den unseligen Filmsequenzen aus dem Hause Thieme verzichtet wurde.

Während sich über die Überwachung und die Beatmung als zwei grundlegenden Bereichen der Intensivmedizin angemessen ausführliche Informationen finden, ist dies leider für zwei weitere Bereich nicht der Fall: Infusionstherapie sowie Umgang mit und Applikation von Medikamenten. Dazu zählt sowohl das Beschriften (DIVI-Empfehlung) als auch grundlegende Erwägungen darüber, was mit was appliziert werden darf bzw. eben nicht – und damit der Aufbau von Hahnenbanksystemen und was dabei zu beachten ist. Informationen darüber gibt es selbstverständlich, sie finden sich aber verstreut über das ganze Buch, nicht jedoch konzentriert zusammengefasst. Diese wäre aber in einem Buch, das sich auch an Teilnehmer der Fachweiterbildung „Anästhesie und Intensivmedizin“ ein eigenes Kapitel wert.

Insgesamt bleibt das Buch ein wichtiges Lehrbuch für die Fachweiterbildung in der Anästhesie- und Intensivpflege.

Eine Rezension von Paul-Werner Schreiner

Pschyrembel 266. Auflage

Psyrembel

Pschyrembel

Klinisches Wörterbuch (2015)

Redaktion: Ulrike Arnold, Alexandra Hinz, Verena Mahlstedt, Miriam Mailahn, Aydan Wilck.

Verlag Walter de Gruyter. Berlin 2014, 266., akt. Aufl., 2348 S., 49,95 €, ISBN 978-3-11-033997-0

Es gibt nicht allzu viele Bücher, die sich über Jahrzehnte auf dem Markt halten und immer wieder neue Auflagen erleben. Zu ihnen gehört – nunmehr bereits seit 120 Jahren – das Klinische Wörterbuch, das sich längst zum Standardwerk für medizinisches Fachwissen entwickelt hat. Im Jahre 1894 von Otto Dornblüth (1860-1922) als „Wörterbuch der klinischen Kunstausdrücke“ erstmals herausgegeben, wurde es 1931 von dem Berliner Arzt und Universitätsprofessor Willibald Pschyrembel (1901-1987) übernommen, der es rund 50 Jahre lang (bis 1982) betreute. Sein Name steht noch immer als Synonym für das Nachschlagewerk, von dem seit 2014 die 266., aktualisierte Auflage vorliegt. Angesichts seiner Bedeutung und seines Bekanntheitsgrades ist es nicht verwunderlich, dass es längst schon als Stichwort auf der Online-Enzyklopädie Wikipedia zu finden ist, wo es unter anderem heißt: „Dieses Wörterbuch ist ein alphabetisches Verzeichnis der gebräuchlichsten und wichtigsten Begriffe der Medizin, koordinierend für den Fachgebrauch und zugleich die medizinische Sprache auch nach außen bekannt machend. Im deutschen Sprachraum erlangte der Pschyrembel eine Bedeutung für die Medizin, wie ihn der Duden für die Sprache hat“ [www.de.wikipedia.org/wiki/Pschyrembel_(Medizinisches_Wörterbuch)].

Zur Bedeutung und Intention des Nachschlagewerkes schreibt die Pschyrembel-Redaktion im aktuellen Vorwort: „Ursprünglich als reines Definitionswörterbuch konzipiert, enthält es inzwischen weit darüberhinausgehende Informationen, z. B. zu Symptomen, Ursachen, Diagnose, Differentialdiagnose, Therapie und Prognose von Krankheiten, die von über 200 renommierten Autoren und der Pschyrembel-Redaktion auf dem neuesten Stand gehalten werden“ (S. V). Die aktualisierte Auflage bietet dabei laut Verlagsangabe:

  • aktuelles, gesichertes Fachwissen von über 220 Autoren aus allen medizinischen Fachgebieten
  • mehr als 36.000 Fachtermini in bewährter Pschyrembel-Qualität
  • Berücksichtigung aktueller Leitlinien, Arzneimittel-Zulassungen sowie klinisch relevante Statistiken und gesetzlicher Neuerungen
  • mehr als 3.000 überarbeitete Stichwörter
  • umfassende Aktualisierung der Fachgebiete Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin, Schmerztherapie, Katastrophenmedizin, Zahnmedizin u.v.a.
  • über 700 neu aufgenommene Fachbegriffe, z. B. Elvitegravir, Alipogentiparovec, Osteoprotegrin, hämophagozytische Lymphohistiozytose, kieferorthopädischer Lückenhalter
  • mehr als 400 neue Abbildungen und Tabellen.

Während es an dem umfangreichen, weit mehr als zweitausend Seiten umfassenden Band im Prinzip keine inhaltlichen Kritikpunkte gibt, wird das für den Druck verwendete sehr dünne Papier nicht jedem gefallen, weil das Durchschimmern von Textbestandteilen und Grafiken störend wirkt und das Lesevergnügen zuweilen schmälert.

Käufer des Buches erhalten auch – „ausschließlich für den eigenen Gebrauch. [...] Der Zugang darf nicht gemeinsam genutzt, verkauft oder weitergegeben werden“ – für einen Monat einen kostenloser Testzugang zum „Pschyrembel Premium Online“. Dieser bietet:

  • regelmäßige Aktualisierungen und wöchentliche Updates
  • über den Inhalt der Buchausgabe deutlich hinausgehende Informationen, zusätzliche Texte, Abbildungen und Tabellen
  • mehr als 98.000 Stichwörter, wobei jährlich mehr als 2.000 neue dazu kommen
  • über 6.800 Fotos und Grafiken, mehr als 1.700 Tabellen und mehr als 200 Videos
  • umfangreiche Suchfunktionalitäten für spezifische Abfragen
  • redaktionell ausgewählte Links zu weiterführenden Informationen im Internet.

Zugleich bietet „Pschyrembel Premium Online“ Zugang zu zentralen Datenbanken der Medizin, Pharmazie und Pflege. Im Einzelnen handelt es sich hierbei um:

  • ausgewählte Inhalte Pschyrembel Anästhesiologie / AINS, Pschyrembel Gastroenterologie, Pschyrembel Orthopädie und Unfallchirurgie, Pschyrembel Kardiologie sowie Pschyrembel Gynäkologie und Geburtshilfe
  • Hunnius Pharmazeutisches Wörterbuch
  • Pschyrembel Pflege
  • Pschyrembel Psychiatrie, Klinische Psychologie und Psychotherapie
  • Pschyrembel Naturheilkunde und alternative Heilmethoden
  • Pschyrembel Therapie
  • Pschyrembel Sozialmedizin.

Erwähnt sei noch eine Kuriosität des Pschyrembel, die dankenswerter Weise auch in der aktuellen Neuauflage beibehalten wurde, nämlich der fingierte Artikel über die von Loriot (bürgerlich Bernhard-Viktor Christoph-Carl von Bülow, 1923-2011) erdachte Steinlaus: Anfangs ein Scherz der Redaktion in der 255. Auflage, die ihn in der 257. Auflage wieder entfernte und nach vielen Lesernachfragen ab der 258. Auflage wieder einsetzte.

Insgesamt betrachtet überzeugt der Pschyrembel, für den heute ein unter Leitung von Michaela Bilic und Julia Miagat arbeitendes Redaktionsteam verantwortlich ist, als zuverlässiges Nachschlagewerk für medizinische Fachtermini auch in der aktuellen Ausgabe durch seine hohe Zuverlässigkeit und Qualität der Einträge. Insofern ist das Klinische Wörterbuch erste Anlaufstelle bei allen medizinischen Fragen, egal ob sie nun von Studierenden der Medizin, Ärzten oder dem Pflegepersonal gestellt werden.

Eine Rezension von Dr. Hubert Kolling

SOPs in der Urologie

Sop Urologie

Heidenreich, A. et al (Hrsg.)

SOPs in der Urologie

Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2015, 128 S., 49,99 €, ISBN 9783132013919

Unter SOPs werden Standard Operating Procedures (Standardvorgehensweisen) verstanden. Diese sind allgemein als eine verbindliche Beschreibung der Abläufe von Vorgängen einschließlich der Prüfung der Ergebnisse und deren Dokumentation insbesondere in Bereichen kritischer Vorgänge mit potenziellen Auswirkungen auf Umwelt, Gesundheit und Sicherheit definiert.

Die Autoren des vorliegenden Buches sind Mitarbeiter der Klinik für Urologie sowie der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und der Klinik für Nuklearmedizin des Universitätsklinikums Aachen. Die Herausgeber schreiben im Vorwort: „In der konservativen und chirurgischen Medizin können und sollen SOPs dazu beitragen, die Prozesse der prätherapeutischen Diagnostik, der Therapiedurchführung und der posttherapeutischen Nachsorge derart zu optimieren, dass vermeidbare Fehlerquellen ausgeschlossen werden. Insbesondere bei den sich zunehmend komplexer gestaltenden interdisziplinären Behandlungspfaden sollen die SOPs dazu beitragen, die Schnittstellen der in Diagnostik und Therapie involvierten Fachbereiche zu verbessern und den Patienten dadurch eine möglichst optimale medizinische Versorgung zu gewährleisten.“

Das Buch ist in vier Abschnitte gegliedert:

  • Diagnostik in der Urologie
    (Sonografie, Radiologie, Endoskopie, Urodynamik, Interventionelle Maßnahmen, Computer- und Magnetresonanztomografie, Nuklearmedizinische Diagnostik9
  • Operative Urologie
    (Endoskopische Eingriffe, Roboterassistierte laparoskopische Operationsverfahren, Rekonstruktive Urologie, Uro-Onkologie, Kinderurologie)
  • Medikamentöse Urologie
    (Medikamentöse Tumortherapie, Antibiotikatherapie, Therapie der benignen Prostatahyperplasie, Therapie der Harninkontinenz)
  • Notfälle in der Urologie
    (Nierenkolik, Akuter Harnverhalt, Hodentorsion, Paraphimose, Priapismus, Urologische Traumen).

Weiterführende Literatur findet der Leser am Ende jedes Abschnittes. Ein Sachverzeichnis rundet das Buch ab.

Die Abhandlungen sind durchgehend kurz und sachlich sowie gut strukturiert geschrieben. Es werden die zentralen urologischen Bereiche abgehandelt. Auch wenn sich das Buch primär an Ärzte wendet, ist es als Checkliste und zum Nachschlagen ebenso für in der Urologie tätige Pflegende hilfreich.

Die Herausgeber schreiben im Vorwort, dass die SOPs auf den Grundlagen der evidenzbasierten Medizin basieren und sind in aller Regel durch fundierte klinische Studien bzw. Untersuchungen validiert sind. Sie weisen aber darauf hin, dass die Ergebnisse der evidenz-basierten Medizin an die lokalen Bedürfnisse angepasst und in die zu schaffenden Behandlungspfade durch interdisziplinäre Kommunikation integriert werden müssen. Uns sie geben ihrer Hoffnung Ausdruck, dass die vorliegenden Ausführungen zur Erstellung eigener, institutionsinterner SOPs beitragen können, um die Versorgung der uns anvertrauten Patienten weiter zu verbessern.

Geht man davon aus, dass die Versorgung eines Patienten nur extrem selten alleine durch einen erfolgt, bleibt die Frage, ob es nicht angemessen wäre, bei der Erarbeitung solcher SOPs die an der Versorgung der Patienten beteiligten Pflegenden einzubeziehen.

Ob der Preis von 50 € für ein Buch mit 128 Seiten angemessen ist, muss offenbleiben. Er wird auf jeden Fall nicht zur an sich wünschenswerten Verbreitung des Buches beitragen.

Eine Rezension von Elke Härich