Angehörigenintegration in der Pflege (George, Wolfgang und Ute George)Reinhardt-Verlag, München, 2003, 264 S., 24,90 € - ISBN 3-497-01676-4Rezension von: Dr. Angelika Zegelin |
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Vorab: Dieses Buch ist sehr empfehlenswert. Auf etwa 260 Seiten entfalten die Autoren ein breites Spektrum von Angehörigenarbeit in der Pflege. Im Grunde geht es auch um Patientenorientierung, viele Ideen in diesem Buch gehen in diese Richtung.
Begründungen und Auswirkungen der Angehörigenintegration werden vorgestellt, Information und Beratung thematisiert, Anleitung und Schulung werden behandelt, es geht um Selbsthilfegruppen, um islamische Patienten und Eltern im Krankenhaus. Das Buch gehört auch in die Hände von Ärzten, zum Teil vermischen sich ärztliche Aufklärung und Pflegeinformationen (Krankheitsprognose, Aussagen zur Krankheit). Ein kleineres Kapitel ist der Angehörigenintegration in der ambulanten Pflege gewidmet - hier liegt per se der Fokus auf der Familie. Andere Abschnitte widmen sich der Intensivstation, der Organtransplantation und der Sterbebegleitung.
Eine der Stärken des Buches liegt im Bereich des Krankenhausmanagements in Bezug auf Angehörigenintegration, dieses Kapitel beinhaltet zahlreiche Ideen zur Umsetzung ("Angehörigentag" u. Ä.). Sehr gut gelungen ist auch der Abschnitt zur Ausbildung und Lehre, überhaupt zieht sich das Anliegen der Lehrbarkeit durch das gesamte Werk.
Es gibt aber auch einige kritische Anmerkungen: Aus pflegewissenschaftlicher Sicht merkwürdig ist die unkritische Rezeption des Compliance-Begriffes, dieser wird eigentlich durch die Hinführung selbst infrage gestellt. Seltsam ist auch die Vermischung des Begriffes "Pflegerituale": In der wissenschaftlichen Literatur sind damit unsinnige und tradierte Tätigkeiten gemeint (Nursing Rituals - eine unglückliche Bezeichnung). Unbenommen bleibt natürlich, dass Rituale für die Menschen positiv und wichtig sind. Sprachlich schwierig in dem Buch sind die Bezeichnungen "Laie", "Kunde", "Krankenbeobachtung" (traditionell) und "Pflegekraft" (Versicherungssprache). All dies sind nur kleine Unschärfen, die dem Inhalt insgesamt nicht schaden.
In den Ausführungen gelingt die Gratwanderung zwischen theoretischer Fundierung und guten Praxisbeispielen. Moderne Medien sind vorbildlich berücksichtigt. Jedes Kapitel endet mit "Guidelines", einer Aufzählung der wichtigsten Erkenntnisse bzw. Aktivitäten. Literaturhinweise und Internetadressen sowie eine Listung der Schlüsselbegriffe schließen die Kapitel.
Der Text insgesamt ist gut verständlich und gegliedert, Abbildungen und Fallbeispiele strukturieren und verdeutlichen das Gesagte. Es gelingt, Wichtigkeit und Möglichkeiten der Angehörigenintegration deutlich zu machen.
Fazit: ein geglücktes Buch.