Sozialmedizin und Public Health<br> Ein Wörterbuch zu den Grundlagen der Gesundheitssicherung, der Gesundheitsversorgung, des Gesundheitsmanagements, der Steuerung und der Regulation im Gesundheitswesen (Rezension)

Sozialmedizin und Public Health
Ein Wörterbuch zu den Grundlagen der Gesundheitssicherung, der Gesundheitsversorgung, des Gesundheitsmanagements, der Steuerung und der Regulation im Gesundheitswesen (Niehoff, Jens-Uwe und Bernard Braun )

Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden, 2003, 296 S., 24,90 € - ISBN 3-8329-0118-3

Rezension von: Paul-Werner Schreiner

Alle in den einzelnen Bereichen des Gesundheitswesens Tätigen erleben in den letzten Jahren und konzentriert in den zurückliegenden Monaten, dass vieles in Bewegung gerät und es immer weniger möglich ist, sich in seinem angestammten Arbeitsbereich einzuigeln. Bislang fraglos gültige Grenzen von Arbeitsfeldern sind plötzlich nicht mehr gültig, selbstverständliche Handlungsweisen stehen plötzlich unter Finanzierungsvorbehalt und viele andere Neuerungen sorgen für Orienterungsprobleme und Unsicherheit bei den Angehörigen der Gesundheitsberufe.

Immer mehr greift die Einsicht um sich, dass das Sich-Beschränken auf einen immer kleineren spezialisierten Arbeitsbereich künftig nicht mehr ausreichen wird, um in dem Gesundheitswesen zu bestehen. Es sind neue Steuerungsmassnahmen in den Einrichtungen des Gesundheitswesens zu erlernen. Ferner geht es nicht mehr nur um die vor 30 Jahren von der psychosozial orientierten Medizin erhobenen Forderung, dass man "den ganzen Menschen" sehen müsse. Der Radius ist inzwischen deutlich größer; der erkrankte Mensch ist in der sein Leben bestimmenden Umwelt zu betrachten, wozu neben dem unmittelbaren Sozialgefüge die Umwelteinflüsse und ganz zentral die Einflussfaktoren der Arbeitswelt zählen. Schließlich muss das Gesundheitswesen auch von den in diesem Bereich Tätigen als gigantischer Wirtschaftsbetrieb wahrgenommen werden.

Randbereiche der Medizin wie die Sozialmedizin und die Medizinsoziologie beschäftigen sich schon lange mit diesen Fragen. Vor allem im Zusammenhang mit den zunehmenden Finanzierungsproblemen rücken diese Problembereiche mehr in den Vordergrund. Eine neue Disziplin ist entstanden: Public Health, in der versucht wird, die verschiedenen Aspekte zusammenzuführen - Public Health ist daher von ihrem Ursprung schon immer interdisziplinär.

Die Autoren des vorliegenden Handwörterbuches - Sozialmediziner zum einen undGesundheitswissenschaftler zu anderen - haben 500 Stichworte und Schlüsselbegriffe der Sozialmedizin, Medizinsoziologie, Epidemilogie, Demografie, Gesundheitsökonomie, Gesundheitswissenschaften und des Sozialrechts zusammengetragen und kommentiert. Dabei gehen sie mit folgendem Umstand sehr bewusst um: "Wir bewegen uns mit diesem kommentierenden Wörterbuch in einem politischen, also einem von Interressen geformten und besetzten Raum. Aber auch Interessen haben eine Argumentations- und Legitimationspraxis, die, gelegentlich auch ohne es zu wissen, auf komplexe theorien und Konzepte, Erfahrungen und Deutungen zugreift und die Bezüge zur Geschichte multidisziplinärer Erkenntnis haben. Hier Zusammenhänge herzustellen und ggf. auch das Verharren in empirisch längst belegten Irrtümern hervorzuheben, schien uns ein ebenso notwendiges wie legitimes Unterfagen zu sein."

Die Ausführungen zu den einzelnen Sstichworten enthalten vielfältige Querverweise. Am Ende des Buches ist eine nicht allzu umfangreiche Liste weiterführender und vertiefender Literatur angefügt. Eine kleine formale Kritik sei erlaubt: Das Auffinden der einzelnen Stichworte ist optisch dadurch etwas erschwert, dass die Artikelüberschriften nicht sehr deutlich von dem übrigen Text abgehoben sind. Dies kann sicher in einer zweiten Auflage, die dem Buch zu wünschen ist, korrigiert werden.

Das Handwörterbuch Sozialmedizin und Public Health sollte zumindest in allen Ausbildungseinrichtungen vorhanden sein.