Selbstbestimmung am Lebensende<BR>Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht (Rezension)

Selbstbestimmung am Lebensende
Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht (Vetter, Petra )

Richard Boorberg Verlag, Stuttgart, 2005, 128 S., 12,80 €, ISBN 3-415-03599-9

Rezension von: Paul-Werner Schreiner

Um die Selbstbestimmung am Lebensende dreht sich seit vielen Jahren ein erbitterter Streit. Dabei scheinen die beiden vertretenen Extrempositionen – unabdingbare Anerkenntnis des einmal verfügten Willens auf der einen und die kategorische Ablehnung auf der anderen Seite – schwer vermittelbar. Auch wenn viel über Verfügungen das Lebensende betreffend gesprochen und gestritten wird, ist doch der Kenntnisstand bezüglich der tatsächlich geltenden Regelungen in der Bevölkerung erschreckend gering. Das dürfte auch für einen großen Teil der Menschen zutreffen, die eine von wem auch immer vorformulierte Patientenverfügung unterschrieben haben. Dies hängt vermutlich damit zusammen, dass nach wie vor eine nur sehr geringe Bereitschaft vorhanden ist, sich in gesunden Tagen mit dem Umstand auseinanderzusetzen, dass man sterben wird, und entsprechende Verfügungen zu treffen. Die Mehrheit möchte lediglich ein vielfach als Schreckgespenst an die Wand gemaltes Ableben an „unmenschlichen“ Maschinen für sich verhindern.

Die Autorin des vorliegenden Buches ist als Rechtsanwältin mit dem Thema befasst; sie arbeitet in der Akademie für Ethik in der Medizin in einer entsprechenden Arbeitsgruppe mit und Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Rechtsanwälte im Medizinrecht e.V.

Im November 2004 wurde vom Bundesjustizministerium der Entwurf für ein „3.Gesetz zur Änderung des Betreuungsrechts“ vorgelegt, mit dem einige strittige Fragen geklärt werden sollten. Im Februar 2005 wurde dieser jedoch nach kontroversen Diskussionen zurückgezogen, mit der Maßgabe, dass der Entwurf als Formulierungshilfe dienen solle für einen Gesetzesentwurf, der aus der Mitte des Parlaments kommen soll. Petra Vetter beschriebt die so entstandene Situation wie folgt: „Bis dahin befindet man sich nun wieder in dem alten Dilemma, dass aus Unkenntnis über die geltende Rechtslage zur Verbindlichkeit von Patientenverfügungen und mutmaßlichem Patientenwillen vielfach die Patientenrechte am Lebensende missachtet werden. Dies führt zu medizinischen Zwangsbe-handlungen, die strafbare Körperverletzungen darstellen. Es müssen folglich dringend Maßnahmen ergriffen werden, um das Wissen über die existente Rechtslage in der Bevölkerung, insbesondere aber bei Ärzten, Heimen und auch Richtern zu verbessern. Hier kann nur gezielte Aufklärung Abhilfe schaffen.“ Mit dem vorliegenden Buch möchte die Autorin genau dazu beitragen.

Im ersten Teil werden die Grundlagen referiert: „Patientenautonomie und ärztliche Behandlung am Lebensende“, „Die Ermittlung des Patientenwillens“, „Welche Rolle vormundschaftsgerichtliche Genehmigungen“ und „Selbstbestimmt Sterben und Sterbehilfe“. Im zweiten Teil werden dann ausführlich die Vorsorgemöglichkeiten „Patientenverfügung“ und „Vorsorgevollmacht“ dargestellt, wie sie ausgestellt werden, was sie beinhalten und was mit ihnen geregelt werden kann, wo sie aufbewahrt werden sollten usw.

Im Anhang findet der Leser eine vorformuliere Patientenverfügung und vorsorgevollmacht. Es sind ferner die Grundsätze der Bundesärztekammer zur ärztlichen Sterbebegleitung sowie Gesetzentwürfe und Gesetze dokumentiert. Ferner enthält der Anhang weiterführende Hinweise, Adressen und ein Literaturverzeichnis.

Das im Anhang aufgenommene Formular für eine Patientenverfügung und Vorsorgewollmacht liegt der Publikation mit der oben angegebenen ISDN-Nummer als Sonderdruck bei. Weitere Formulare können zum Preis von 4,50 € unter der ISDN-Nummer 3-415-03595-6 bestellt werden.

Die zu einem moderaten Preis angebotene, sehr sachliche Darstellung eines strittigen Themas kann nur empfohlen werden.