Stürze und Sturzprävention<BR>Assessment – Prävention – Management (Rezension)

Stürze und Sturzprävention
Assessment – Prävention – Management (Tideiksaar, Rein )

Verlag Hans Huber, Bern, 2008, 2., vollst. überarb. und erw. Aufl., 295 S., 80 Abb., 10 Tab., 28.95 €, ISBN: 978-3-456-84570-8

Rezension von: Paul-Werner Schreiner

Die Veröffentlichung von Expertenstandards lenkt zunächst die Aufmerksamkeit auf ein Versorgungsproblem, das meist nicht neu ist, aber nun plötzlich ein anderes Gewicht erhält. In den Einrichtungen der Krankenversorgung und Altenbetreuung werden nach und nach vielfältige Aktivitäten in Gang gesetzt, um die in den Standards neidergelegten Strategien umzusetzen. Da die Expertenstandards in der Regel aber Eingang in die Rechtsprechung finden, sind zumindest die Verantwortlichen gut beraten, sich intensiv mit der entsprechenden Problematik zu beschäftigen.

Im Februar 2006 wurde von Deutschen Netzwerk für Qualitätssicherung in der Pflege der „Expertenstandard Sturzprophylaxe in der Pflege“ veröffentlicht. Stürze von kranken und vor allem alten Menschen gab es immer – und diese Ereignisse werden sich vermutlich auch nicht in tot verhindern lassen. Die Sturzproblematik erlangte aber durch den Expertenstandard viel Aufmerksamkeit, was natürlich auch dadurch unterstützt wurde, dass in diesem Zusammenhang die gesundheitsökonomischen Folgen hervorgehoben wurden.

Die in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen Verantwortlichen kommen nun nicht mehr umhin, das Sturzrisiko bei jedem Pflegebefohlenen zu ermitteln und das Sturzgeschehen in angemessener Weise zu protokollieren. Ziel aller Maßnahmen ist die möglichst weitgehende Verhinderung von Sturzereignissen. Um dies zu erreichen genügt es nicht, einen Sturzrisiko-Erfassungsbogen bei Aufnahme des Patienten/Bewohners/Gastes auszufüllen.

So ist es sehr zu begrüßen, dass vom Verlag Hans Huber ein aus dem Amerikanischen übersetztes Standardwerk zu Stürzen und Sturzprävention in zweiter Auflage vorgelegt wird. Der Autor des 2002 in Amerika erschienenen Buches war Präsident von «Fall Prävention Services, Strategies and Technologies, Eldercare Companies, Inc.» in Philadelphia, und Vorsitzender der Tascforce «Science, Technology, and Ressource» der nationalen Allianz zur Prävention von Stürzen während des Alterns in Amerika. Von 1996 bis 2000 war er Direktor für geriatrische und pflegepraktische Ausbildungsprogramme der geriatrischen Abteilung, Southwest Medical Associates, Sierra Health Services, Inc. Las Vegas; University of Nevada School of Medicine. Die deutschsprachige Ausgabe wird herausgegeben von Professor Dr. Theo Dassen (Berlin) und Dr. René Schwendimann (Basel).

Im ersten Teil des Buches werden die Grundlagen referiert:

  • Sturzfolgen
  • Sturzursachen, unterteilt in interne und externe Faktoren, und Sturzrisiko
  • Klinisches Assessment und klinische Evaluation
  • Prävention zur Reduzierung des Sturzrisikos
  • Möglichkeiten der Modifikation des Umfeldes – Beleuchtung, Bodenbeläge, Betten, Sitzmöbel, Bad und Toilette
  • Freiheitsbeschränkende Maßnahmen.
Im zweiten Teil des Buches werden Richtlinien für das Vorgehen in den Einrichtungen beschrieben. Ein Kapitel ist hier dem Sturzrisiko-Assesssment gewidmet. Es wird zwar betont, dass Sturzrisiko-Assessment handhabbar sein muss, d .h. recht schnell gehen muss. Es werden aber leider nicht die vorhandenen Sturzrisiko-Assessment-Bögen daraufhin untersucht, ob mit ihnen das erfasst wird, was man zu erfassen wünscht. Mit dem von Huhn entwickelten Assessment-Bogen sind z. B. in einer „normalen“ Pflegeeinrichtung eigentlich alle Bewohner sturzgefährdet – ergibt sich in der Regel schon allein aus den Faktoren „Alter“ und „Medikamente“ – womit für eine differenzierte Betreuung letztlich nicht gewonnen ist.

In dem zweiten Buchtteil wird den freiheitsentziehenden Maßnahmen und der differenzierten Anwendung erfreulicher Weise große Bedeutung geschenkt.

Im dritten Teil sind eine Fülle von Formularen sowie Fallbeispiele dokumentiert.

Das Buch sei allgemein sehr empfohlen, vor allem aber den Verantwortlichen in Pflegeeinrichtungen. Es enthält wichtige und beachtenswerte Überlegungen für das Bemühen, Stürze von Pflegebefohlenen zu vermeiden. Es kann darüber hinaus auch Grundlage für Schulungsmaßnahmen sein.

Vom gleichen Autor ist dazu im Besonderen noch ein weiteres Buch im Hause Huber erschienen, das im Besonderen auf die Schulung abhebt:

Rein Tideiksaar
Stürze und Sturzprävention für PflegeassistentInnen
Aus dem Amerikanischen von Michael Herrmann. Deutschsprachige Ausgabe herausgegeben von René Schwendimann
2008. 124 S., 18 Abb., 1 Tab., 19.95 €, ISBN: 978-3-456-84504-3

Es enthält in verkürzter Form die wesentlichen Inhalte des oben vorgestellten Buches. Am Ende jedes Kapitels finden sich Kontroll- und Prüffragen.