Forschungsethik<BR>Ein Grundlagen- und Arbeitsbuch für die Gesundheits- und Pflegewissenschaft (Rezension)

Forschungsethik
Ein Grundlagen- und Arbeitsbuch für die Gesundheits- und Pflegewissenschaft (Schnell, Martin W. und Charlotte Heinritz )

Hans Huber, Bern, 2006, 117 S., 26,95 €, ISBN-13: 978-3456842882

Rezension von: Elke Steudter

Für jeden (Pflege) Forschenden stellt sich die Frage, ob eine qualitative oder eine quantitative Methode gewählt werden soll. Dies wird meist gut begründet in den publizierten Studien ersichtlich. Genauso wie diese Frage vor jeder Forschung grundlegend geklärt sein muss, stellt die Beschäftigung mit ethischen Fragen im Rahmen eines Forschungsprojektes einen wichtigen Teilbereich dieses Prozesses dar.

In vielen Forschungsseminaren eher als Rangthema oder Exkurs angesiedelt (hier liegt der Schwerpunkt meist auf der Vermittlung von Forschungsmethoden) bietet das vorliegende Buch von Schnell und Heinritz einen guten und schnellen Überblick über die ethischen Aspekte von Forschung. In der praktischen Arbeit weitgehend etabliertes Thema, müssen Pflege- und Gesundheitswissenschaftler ethische Aspekte auch auf die Theorie und die Durchführung von Forschungsvorhaben übertragen und anwenden. So bieten die Autoren anhand vieler Praxisbeispiele Anleitungen und Anregungen, wie forschungsethische Kriterien anzuwenden und umzusetzen sind. Dabei schaffen sie es, kurz und präzise zu zeigen, was Forschungsethik ist, worauf sie beruht, wer sich damit beschäftigen muss und was in der Regel praktisch zu tun ist, möchte man ethische Richtlinien und Kriterien erfüllen. Neben diesen Grundlagen lernt der Leser seine ethische Urteilskraft zu schulen, indem er anhand von Fallbeispielen bezogen auf unterschiedliche Forschungsthemen und Settings mit Fragen ethischen (Forschungs-) Verhaltens konfrontiert wird. Zentrale Themen der Forschungsethik wie die Vulnerabilität, informierte Zustimmung und Anonymisierung werden in einem eigenen Kapitel eingehend besprochen. Ganz praktisch liefert das Buch Tipps zur Einreichung von Forschungsvorhaben bei der zuständigen Ethikkommission, ein Anliegen, mit dem Pflegende in der Regel wenig Erfahrung haben. Der Leser erhält so insgesamt einen guten Überblick und genügend Einblick in forschungsethische Hintergründe. Ergänzt und abgeschlossen wird das Buch mit Übungsaufgaben zum Thema und einem ausführlichen Informationsanhang.

Wer jedoch auf jede Frage im Zusammenhang mit der Forschungsethik eine Antwort vom vorliegenden Buch erwartet, merkt schnell, dass einzig mit dem Durcharbeiten des Textes erst die halbe Arbeit getan ist. Denn der Leser soll an vielen Stellen im ethischen Prozess selbst denken und handeln. So werden nicht alle Antworten universal vorgegeben, sondern müssen mit Unterstützung der Ausführungen selbst erarbeitet werden. Dabei ist der Text von der Idee her bereits interdisziplinär angelegt, denn auch viele Forschungsvorhaben setzen die interdisziplinäre Zusammenarbeit voraus. Für alle die sich mit dem Thema Forschungsethik erstmals beschäftigen möchten, aber auch für Forschende und Forschungsanwender bietet das Buch wichtige Informationen und Hilfestellungen, um Forschungsarbeiten nicht nur methodisch korrekt, sondern auch ethisch reflektiert durchführen und bewerten zu können.