Medizin des Alterns (Rezension)

Medizin des Alterns ()

Rezension von: Paul-Werner Schreiner

Dass Kinder medizinisch nicht wie kleine Erwachsene behandelt werden können, zählt seit geraumer Zeit zum gesicherten Wissen. Dass Ähnliches für den alten Menschen gelten muss, dringt erst seit einigen Jahren ins allgemeine Bewusstsein. So ist zu begrüßen, wenn die Medizin des Alterns und des alten Menschen Thema von Publikationen wird.

Zwei Bücher sollen im Folgenden vorgestellt werden.

Wedding, Ulrich et al. (Hrsg.)
Grundwissen Medizin des Alterns und des alten Menschen
Verlag Hans Huber, Bern, 2007, 196 S., 29 Abb., 33 Tab., 19,95 €, ISBN: 978-3-456-84226-4

Das Buch erscheint als Band 7 der Reihe „Querschnittsbereiche“. Die 12 Bände umfassende Reihe orientiert sich an ander Approbationsordnung für Ärzte, bei der in das medizinische Curriculum zwölf fächerübergreifende Querschnittsbereiche verpflichtend eingeführt wurden. So richtet sich dieses Buch primär an Ärzte, ist aber für Pflegende ebenso aktuell.

Das Buch ist in zwei Teile gegliedert. Im ersten – Allgemeinen – Teil werden die

  • Epidemiologie des Alterns
  • Biologie des Alters
  • Psychologie des Alterns
  • Soziologie des Alterns
referiert und das Geriatrische Assessment und die Frührehabilitation dargestellt. Ein eigenes Kapitel in diesem ersten Teil ist der Arzneimitteltherapie im Alter gewidmet. In einem Abschnitt dieses Kapitels wird über die Anti-Aging-Medizin informiert, deren Ziel es ist Krankheiten so lange wie möglich zu vermeiden.

Der zweite – Spezielle – Teil ist den Erkrankungen im Alter gewidmet, wird aber in zu begrüßender Weise durch ein längeres Kapitel „Geriatrische Problemfelder“ eingeleitet. Hier thematisierte Probleme sind: Immobilität, Sturzneigung, Dekubitalulzera, Inkontinenz usw. Im Weiteren werden

  • Neurologische Erkrankungen
  • Demenz
  • Depression im Alter
  • Psychosomatische Erkrankungen im Alter
  • Gynäkologische Erkrankungen
  • Urologische Erkrankungen und
  • Alterungsprozesse der Haut und Altersdermatosen
angehandelt. Der Versorgung von alten Patienten mit Sturzerkrankungen ist ein eigenes Kapitel gewidmet, in dem einleitend auf die sozialmedizinischen Auswirkungen von Stürzen eingegangen wird. Ebenfalls ein eigenes Kapitel ist der Schmerztherapie im Alter gewidmet. Etwas sehr kurz – und eben auch gemessen an der Bedeutung, die dem Thema im Alltag zukommt, verkürzt – ist das letzte Kapitel geraten: Palliativmedizin – und in diesem Kapitel die Abhandlungen zu Ethischen Problemen. Die Feststellung, dass die „Integration palliativmedizinischer Inhalte in Medizin und Pflege alter Menschen in Deutschland unterentwickelt“ ist, ist zwar leider Gottes richtig; der auch in Deutschland vorliegende Kenntnisstand geht aber deutlich über das hinaus, was in dem Kapitel dargelegt wird. Das Gleiche gilt für die Stichworte „Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht“. Hier fehlt vor allem der Hinweis, dass es sehr wohl Aufgabe der ärztlich und pflegerisch Handelnden ist, die betroffenen Menschen, vor allem aber das soziale Umfeld über die gesetzlich korrekte Vorgehensweise aufzuklären. Ausführungen zu dem letzten Stichwort – Aufklärung – sucht der Leser leider vergeblich. Ebenso irritiert, dass Krankheitsbilder wie der Altersdiabetes oder das langsame Nachlassen der Nierenfunktion keine Erwähnung finden; gerade hier wäre doch zu betrachten, ob alte Menschen wie junge Erwachsene zu behandeln sind.

Im Anhang findet sich ein Stichwortverzeichnis sowie ein nach dem Inhaltsverzeichnis strukturiertes Verzeichnis weiterführender Literatur.

Trotz der erwähnten Lücken enthält das preiswerte Buch eine Fülle wichtiger Informationen. Es sei deshalb auch Pflegenden, vor allem solchen, die in Alteneinrichtungen arbeiten, sehr empfohlen.

 

Zeyfang, Andrej et al.
Basiswissen Medizin des Alterns und des alten Menschen
Springer Medizin Verlag, Heidelberg, 2008, XIV, 300 S. 41 Abb., 19,95 €, ISBN: 978-3-540-71716-4

Auch dieses Buch orientiert sich an dem erwähnten Querschnittsbereich 7 des Curriculums der ärztlichen Approbationsordnung.

Die Ausführungen der Autoren sind in 16 Kapitel untergliedert:

    Gebrechlichkeit
  • Immobilität und Failure to Thrive
  • Malnutrition
  • Gesundes Altwerden
  • Schlaganfall
  • Kommunikationsstörungen
  • Stürze und Folgen
  • Der Patient mit Parkinson
  • Demenz, Delir, kognitive Einschränkung
  • Diabetes mellitus als Erkrankung des geriatrischen Patienten
  • Inkontinenz
  • Persistierender Schmerz
  • Der Schwerkranke und Sterbende Patient
  • Lungen und Atemwegserkrankungen
  • Herzinsuffizienz
  • Der Patient im Pflegeheim.
      Die Anordnung der Kapitel folgt keiner erkennbaren Systematik. Positiv fällt auf, dass mit einem sehr allgemeinen Thema – Gebrechlichkeit –, das ja eigentlich keine medizinische Kategorie ist, angefangen wird. Etwas irritierend ist, dass das Thema „Gesundes Altwerden“ unvermittelt an vierter Position auftaucht.

      Die Ausführungen in allen Kapiteln gehen von einem Fallbeispiel aus. Die Darstellungen sind so sehr praxisnah. Es scheint so, dass die Autoren nicht den Anspruch haben, die einzelnen Themen abschließend und umfassend abzuhandeln. Dank eines sehr guten Stichwortverzeichnisses wird man im Alltag aber sehr gut etwas nachschlagen können. Am Ende der Kapitel werden jeweils Fragen gestellt, zu denen Kommentare angeboten werden; in der Mitte des Buches finden sich Antworten. Das Buch eignet sich von seiner Struktur her damit auch sehr gut zur Vorbereitung von Unterrichtseinheiten.

      Dieses ebenfalls preiswerte Buch kann empfohlen werden. Wer sich mit dem Gedanken trägt, ein Buch zu dem Thema anzuschaffen, sollte sich beide Bücher ansehen.