Medizinhistorischer Stadtführer München<br> Von den Anfängen bis zur Gegenwart (Rezension)

Medizinhistorischer Stadtführer München
Von den Anfängen bis zur Gegenwart (Burgmair, Wolfgang und Wolfgang Locher)

Kunstverlag Josef Fink. Lindenberg, 2008, 160 S., 19,90 €, ISBN 978-3-89870-378-9

Rezension von: Dr. Hubert Kolling

Die Medizin- und Pflegegeschichte spielte in der sonst so vielfältigen stadthistorischen Forschung Münchens bislang eine eher untergeordnete Rolle, erschien die einzige Überblicksdarstellung zur Entwicklung der verschiedenen Krankenanstalten und karitativen Einrichtungen doch bereits kurz vor dem Ersten Weltkrieg. Immerhin werden seit etwa zehn Jahren, auf Betreiben des Instituts für Geschichte der Medizin der Ludwig-Maximilians-Universität München, einzelne Krankenhäuser und medizinische Universitätsinstitute, jeweils zu deren Jubiläumsdatum, mit monographischen Darstellungen gewürdigt. Eine neuere Überblicksarbeit zum Thema fehlte dagegen. Dies ist um so erstaunlicher, als sich – trotz der vielen Zerstörungen – eine stattliche Anzahl markanter Krankenhausgebäude im Gebiet der Innenstadt erhalten hat und die örtliche Medizinhistorie ein wichtiges Teilgebiet der in München mittlerweile über eine Zeitspanne von 850 Jahren gut verfolgbaren Stadtgeschichte ist.

Der von Wolfgang Burgmair und Wolfgang Locher erstellte „Medizinhistorische Stadtführer München“ kann die besagte Lücke zwar nicht komplett schließen, bietet aber allen daran Interessierten fünf ausgewiesene Rundgänge an, in denen die Geschichte der medizinischen und karitativen Einrichtungen für den Zeitraum seit der Gründung der Stadt darstellt werden. In einzelnen Kapiteln werden dabei das Hackenviertel, das Angerviertel, das Kreuzviertel, das Graggenauerviertel sowie das sogenannte Klinikviertel zwischen Sendlingertorplatz und Goetheplatz präsentiert. In ihrer sehr lesenswerten Darstellung würdigen die Autoren, die als Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Psychiatrie beziehungsweise Medizinhistoriker in München tätig sind, sowohl erhalten gebliebene als auch längst verschwundene Bauten in ihrer medizin- und pflegehistorischen Bedeutung. Der reichlich mit zeitgenössischen und aktuellen Abbildungen und Plänen illustrierte Band wird ergänzt durch eine detaillierte Chronologie zu medizinhistorischen Aspekten der Stadtgeschichte Münchens. Warum diese freilich 1930 endet, ist nicht nachvollziehbar, zumal auf der entsprechenden Seite noch genügend freier Platz vorhanden ist. Es finden sich ferner Kurzbiografien der bedeutendsten Münchener Ärzte, die durch Straßennamen geehrt wurden, und eine ausführliche Bibliografie.

In ihrem Vorwort weisen Wolfgang Burgmair und Wolfgang Locher darauf hin, dass ihr Führer keine Medizingeschichte Münchens sei, zumal manches aus der reichhaltigen medizinhistorischen Vergangenheit dieser Stadt unberücksichtigt bleibe. Vielmehr möchten sie mit ihrem Buch ihrer Leserschaft „eine Anleitung an die Hand geben, um die Medizingeschichte dieser Stadt im Gehen zu erkunden.“ Diese ist ihnen erstaunlich gut gelungen, zumal die Einteilung in fünf Rundgänge neugierig macht. Hierzu bietet zu Beginn jedes Rundgangs ein schematischer Stadtplan eine Übersicht über die beschriebenen Objekte und Plätze, wodurch eine Orientierung leicht möglich ist. Gebäude, die nicht mehr vorhanden sind und deren Lage heute nur in etwa ermittelt werden kann, sind besonders gekennzeichnet.

Das übersichtlich gestaltete Buch ist sehr empfehlenswert, erschließt es doch anschaulich das medizinhistorische Erbe der Stadt München und ermöglicht Einheimischen wie Besuchern eine sehr informative Reise durch dessen Epochen, Daten und Fakten. Dass die Autoren bei aller gebotenen Kürze ihrer Darstellung auch die Krankenpflege zumindest am Rande mit berücksichtigt haben, macht das Buch noch wertvoller.