Menche - Biologie Anatomie Physiologie

Mensche

Menche, Nicole (Hrsg.)
Biologie Anatomie Physiologie
Kompaktes Lehrbuch für Pflegeberufe
Elsevier (Urban & Fischer Verlag), München, 2016, 8. Aufl., 417 S., 32,99 €, ISBN 978-3-437-26803-8
 
In der Ausbildung der verschiedenen Pflege- und Gesundheitsberufe führt kein Weg an den Fächern Biologie, Anatomie und Physiologie vorbei. Ihre Kenntnis ist unerlässlich für das Verständnis von Gesundheit und Krankheit sowie für eine kompetente Gesundheitsberatung und Pflege. Während die Anatomie den Menschen sowie seine Organe und Gewebe sowohl von außen als auch von innen betrachtet, will die Physiologie präzise erfassen und verstehen, wie der Körper funktioniert, warum beispielsweise das Blut durch den Körper fließt, welche Rolle unser Abwehrsystem spielt oder welche chemischen Reaktionen im Innern der Zellen ablaufen. Unterdessen untersucht die Biologie als Grundlagenwissenschaft die Gesetzmäßigkeiten des Lebens und der Lebewesen unserer Erde. Hierbei interessieren im Rahmen der Pflegeberufe vor allem Fragen und biologisches Wissen über die Zellfunktionen (Zellbiologie) und Genetik (Vererbungslehre).
 
„Das für die Pflegeberufe relevante Wissen“ aus der Biologie, Anatomie und Physiologie hat Dr. med. Nicole Menche in einem kompakten Lehrbuch zusammengefasst, das – erstmals 1994 erschienen – nach 2012 (vgl. zur siebten Auflage die Rezension des Verfassers unter www.pflege-wissenschaft.info/zeitschrift/rezensionen/618-Biologie,-Anatomie,-Physiologie-(Rezension) – nun bereits in der achten Auflage vorliegt.
 
Das umfangreiche Werk, an dem neben der Herausgeberin Dr. med. Bernd Guzek, Dr. med. Hubert Hasel, Dr. rer. nat. Katharina Munk und Dr. med. Herbert Renz-Polster mitgewirkt haben, umfasst die folgenden 22 Hauptkapitel, die ihrerseits in zahlreiche Unter- und Nebenkapitel untergliedert sind:
1. Begriffe zur Beschreibung des Menschen
2. Chemie und Biochemie
3. Zelllehre (Zytologie)
4. Genetik und Evolution
5. Die Gewebe des Körpers
6. Knochen, Gelenke und Muskeln
7. Der Bewegungsapparat
8. Die Haut
9. Das Nervensystem
10. Sensibilität und Sinnesorgane
11. Das Hormonsystem
12. Das Blut
13. Die Abwehr
14. Das Herz
15. Das Kreislauf- und Gefäßsystem
16. Das Atmungssystem
17. Verdauungssystem, Ernährung und Stoffwechsel
18. Harnsystem, Wasser- und Elektrolythaushalt
19. Die Geschlechtsorgane
20. Entwicklung, Schwangerschaft und Geburt
21. Kinder
22. Der ältere Mensch.
 
Ergänzt wird die Darstellung durch ein ausführliches Register (S. 393-417), mit dessen Hilfe auf einzelne Begriffe oder Themen schnell zurückgegriffen werden kann, eine Übersicht altersabhängiger anatomischer und (patho-)physiologischer Besonderheiten des Menschen (S. 418-419) und Tabellen mit Maßeinheiten (S. 421).
 
Der Band ist didaktisch anspruchsvoll aufbereitet. So gibt es bei den Überschriften und „Textkästen“ ein durchgängiges Farbleitsystem, mit dessen Hilfe sich der jeweilige Informationsschwerpunkt auf einen Blick erkennen lässt. Während etwa die „Leitfarbe lila“ Merksätze oder Zusammenfassungen markiert, enthält die „Leitfarbe grün“ Pflegehinweise; „Präventions- und Beratungskästen“ sind „orange“ unterlegt, Informationen zur Krankheitslehre und Klinischen Medizin „blau“.
 
Zu Beginn von jedem Kapitel findet sich eine „Lernzielübersicht“, in der die einzelnen Lerneinheiten in prägnanten Merksätzen Schritt für Schritt dargestellt werden. Während schwierige Zusammenhänge nicht nur durch Text, sondern auch durch rund 500 farbige Zeichnungen, Fotografien und mikroskopische Darstellungen illustriert werden, finden sich an jedem Kapitelende Wiederholungsfragen, insgesamt rund 300 Stück, die die Kernpunkte des betreffenden Kapitels aufgreifen und eine kompakte Stoffwiederholung ermöglichen.
 
Unter dem Motto „Elsevier-Pflegebücher sind einen Schritt voraus!“ beziehungsweise „Dieses Buch kann mehr!“ enthält der Band eine persönliche PIN-Nummer, die der Käufer*in – ausschließlich für den eigenen Gebrauch („Der Zugang darf nicht gemeinsam genutzt, verkauft oder anderweitig weitergegeben werden“) – den Zugang zu dem seit Juli 2007 bestehenden (und seither immer wieder aktualisierten und erweiterten) „PflegeHeute-Portal“ der Elsevier GmbH ermöglicht. Dieses Portal – die PIN-Nummer muss vor Erscheinen der Neuauflage dieses Buches eingegeben worden sein, sonst verfällt sie – erlaubt unter www.pflegeheute.de den Zugriff unter anderem auf
- Interaktive Prüfungsfragen
- Interaktive Fallbeispiele
- Anatomie zum Anhören
- Mindmaps.
 
Außerdem stehen für Dozenten/-innen auf pflegeheute.de exklusive Materialien für den Unterricht zur Verfügung, wie beispielsweise
- Präsentationen
- Abbildungen
- Malvorlagen
- Animationen
- Fälle
- Arbeitsblätter mit Lösungen.
 
Insgesamt betrachtet bietet das Lehrbuch kompakt und praxisnah für die Pflegeausbildung alle Prüfungsinhalte der Grundlagenfächer Biologie, Anatomie und Physiologie. Wenngleich das mit hervorragenden Farbillustrationen ausgestatte Buch nach den Organsystemen des Körpers gegliedert ist, steht dennoch die ganzheitliche Betrachtung des Menschen im Mittelpunkt. Extra-Kapitel „Kinder“ sowie „Der ältere Mensch“ berücksichtigen zudem die verschiedenen Lebensalter. Besonders hilfreich, vor allem zur Examensvorbereitung, sind die Lernzielübersichten zu Beginn und die Wiederholungsfragen an Ende eines jeden Kapitels.

Neu in der achten Auflage, die sich wiederum durchgehend in bester Druckqualität präsentiert, sind Projektionen von gezeichneten anatomischen Strukturen auf den Körper, wodurch die Lokalisation deutlich werden. Ebenso stehen Zeichnungen realen Körperteilen (Präparate, histologische Schnitte, CT-Aufnahmen) gegenüber und machen anatomische Strukturen greifbar. Darüber hinaus enthält das mit Fadenbindung und Festeinband ausgestatte Buch erstmals ein herausnehmbares Anatomie-Poster mit beschriftetem Skelett (auf der einen) sowie wichtige Arterien und Pulstaststellen (auf der anderen Seite).
 
„Biologie, Anatomie, Physiologie“ wird als kompaktes Lehrbuch bereits seit Generationen von Pflegenden benutzt. In vielen Ausbildungseinrichtungen des Gesundheitswesens seit Jahren fest etabliert, dürfte es weiterhin hohe Verkaufszahlen erreichen und sich so auch für die Herausgeberin beziehungsweise die Autoren*innen und die Elsevier GmbH unter ökonomischen Gesichtspunkten lohnen. Vor diesem Hintergrund empfindet es der Rezensent als eine gewisse Unsitte des Verlages, dass das ihm zur Verfügung gestellte Besprechungsexemplar gleich mehrfach mit Stempelaufdrucken („Kostenloses Rezensions- / Prüfexemplar. Dieses Exemplar darf nicht verkauft werden“) verunstaltetet ist. Ein solches Vorgehen mag vielleicht bei Veröffentlichungen mit in der Regel nur sehr schwer zu finanzierenden Kleinstauflagen durchaus nachvollziehbar und angemessen erscheinen, nicht aber bei Großverlagen, die Bücher mit entsprechend hohen Auflagen vertreiben.
 
Eine Rezension von Dr. Hubert Kolling