Handbuch Evidence-based Nursing (Behrens, Johannund und Gero Langer (Hrsg.))Verlag Hans Huber, Bern 2010, 343 Seiten, 29,95 €, ISBN-13: 978-3456847863Rezension von: Andrea Dobrin Schippers, MSc Gesundheits- & Pflegewissenschaften |
![]() |
Als logische Fortsetzung zum Methodenlehrbuch "Evidence-based Nursing and Caring" haben Behrens & Langer als Herausgeber, in Zusammenarbeit mit anderen EBN-Experten, in diesem Handbuch externe Evidence zu ausgewählten Pflegethemen kritisch reflektiert und zusammengestellt. Bei diesen Themen handelt es sich um Blutzuckermessung, subkutane und intramuskuläre Injektion, Thromboseprophylaxe, Katheterisierung der Harnblase, Pneumonieprophylaxe, Prävention von Stürzen und sturzbedingten Verletzungen, Medikamenteneinnahme sowie Dekubitusprophylaxe. Die Auswahl dieser Themen erfolgte nach Wissensbedarf - relevanten Praxisthemen, nicht anhand vorhandener Studien wie häufig in anderen Publikationen. Hierdurch wird jedoch deutlich, zu welchen alltäglichen Pflegeproblemen/-tätigkeiten noch Forschungslücken bestehen.
Zur Einleitung wird eine Kurzzusammenfassung der EBN-Methode gegeben. Diese reicht jedoch ohne Schulungen oder dem Durcharbeiten des Methodenlehrbuchs nicht aus, um allen Ausführungen zu folgen.
Die Themenbereiche wurden folgendermaßen bearbeitet: Zuerst wurde die Aufgabenstellung geklärt und praxisrelevante Fragen formuliert. Die folgenden Ergebnisse der sensitiven Literatursuche sind nach Evidencequelle, beispielsweise Expertenwissen, RCT, Leitlinie, gekennzeichnet. Zum Abschluss erfolgt die Beurteilung der Qualität der Studien nach den vier Kategorien des GRADE Schema - sehr niedrig bis hohe Evidence.
Das Kapitel Blutzuckermessung startet also mit den Grundlagen warum, wann und wie Blutzuckermessungen vorgenommen werden. Anschließend werden die Kernaussagen der gefunden Studien mit jeweiliger Evidencequelle aufgelistet. Beginnend mit Materialbezogenen und Messungsbezogenen Kriterien, über Messwerte, Messhäufigkeit & Messmethoden. Zur Blutzuckerselbstmessung selbst wird deren Effektivität bei insulinpflichten sowie nichtinsulinpflichtigen Diabetikern analysiert. Weiterhin werden zur Schulung und Anleitung Inhalte, Prinzipien sowie spezifische Zielgruppen begutachtet. Im Fazit sind die Vollständigkeit, Stärken und Schwächen der gefunden Studien beurteilt und zusammengefasst. Zur Blutzuckermessung sind beispielsweise nur die Studien zur Selbstmessung bei insulinpflichtigen Diabetikern mit hoher Evidence belegt. Die meisten Aussagen stammen aus Leitlinien oder Expertenmeinungen.
Der Anhang zeigt auf 125 Seiten zuerst die pro Kapitel vorgenommenen Suchstrategien. Weiterhin umfasst er im Detail alle gefunden Studien, detailliert aufgeführt mit Autor, Jahr, Studienpopulation, Intervention, Randomisierung, Zuteilung, Verblindung, Follow-Up, Fallzahlberechnung und Hauptergebnissen. Am Schluss findet sich das aus dem Methodenhandbuch bekannte Glossar zur Übersicht.
Der Schreibstil ist frisch und gut verständlich, wie es ein Buch für die Praxis erwarten lässt. Sicherlich wird den meisten Lesern an irgendeiner Stelle ein "Aha" entweichen, weil festzustellen ist, dass manche Erkenntnisse noch nicht unbedingt in unsere Pflegepraxis vorgedrungen sind. Deswegen spricht dieses Handbuch auch eine breite Leserschaft an. Das Buch stellt eine gute Vorlage dar, wie auch in Zukunft Pflegethemen in Fach- und Lehrbüchern bearbeitet werden sollten. Solch eine Publikation aktuell zu halten stellt jedoch eine Herausforderung für die Autoren dar.
Und last but not least - Wer nach Forschungsfragen sucht - hier lassen sich ausreichend Fragestellungen für die Praxis, die methodisch geeignet untersucht werden sollten, ableiten.