175a. Medizin & Menschlichkeit im Innergebirg – 175 Jahre Kardinal Schwarzenberg Klinikum

Kardinal Schwarzenberg KlinikumKardinal Schwarzenberg Klinikum (Hrsg.)
175a. Medizin & Menschlichkeit im Innergebirg
175 Jahre Kardinal Schwarzenberg Klinikum

Koordination und Redaktion: GF Sr. Katharina (Rosa Laner) mit Redaktionsteam. Text und Design: dia.logik. [Selbstverlag], Schwarzach Pongau, 2019, broschiert, 50 Seiten, ohne ISBN.

Anlässlich seines 175-jährigen Gründungsjubiläums im Jahre 2019 gab das Kardinal Schwarzenberg Klinikum, bis 31. Dezember 2016 Kardinal Schwarzenberg’sche Krankenhaus Schwarzach, die vorliegende Festschrift heraus. Die Einrichtung, die im Bezirk St. Johann im Pongau des Bundeslandes Salzburg liegt, ist in Trägerschaft der Töchter der christlichen Liebe (Barmherzige Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul) der Provinz Salzburg (www.kh-schwarzach.at / www.ks-klinikum.at).
Die von einem Redaktionsteam um Sr. Katharina (Rosa Laner), Geschäftsführerin des Klinikums, erarbeitete und von der Designer-Firma „dia.logik“ (www.dialogik.at) gestaltete Veröffentlichung beginnt mit einem einleitenden Hinweis auf die Bedeutung und Intention der Veröffentlichung, in dem es wörtlich heißt: „Es war einmal … kein Märchen, sondern eine Geschichte. Eine wahre Geschichte, die von Menschlichkeit und Courage erzählt. Von mutigen Gratwanderungen und verlässlichen Seilpartnern. Die Geschichte unseres Hauses handelt von Menschen, die mit ihrem selbstlosen Einsatz für die Kranken und Armen auch die dunkelsten Zeiten erhellt haben. Das große Ganze, die vergangenen 175 Jahre unseres Klinikums, besteht aus kleinen Wegabschnitten. Von einigen erzählen wir ihnen heute“ (S. 3).
Auf rund 50 Seiten wird sodann – ausgehend beziehungsweise aufbauend auf das Vinzentinische Erbe von Luise von Marillac (1591-1660) und Vinzenz von Paul (1581-1660) – die Gründung und Entwicklung des Klinikums von seinen Anfängen bis in die Gegenwart skizziert. Wie sich dabei zeigt, gehen die Wurzeln des Klinikums auf das Jahr 1839 zurück, als der damalige Fürsterzbischof Friedrich von Schwarzenberg (1809-1885) das ehemalige Benediktiner Missionshaus kaufte, um für die Bevölkerung im „Inner Gebirg“ eine karitative Einrichtung zu schaffen beziehungsweise kranke oder verletzte Menschen zu versorgen. Nach einer gründlichen Sanierung führte der Kardinal am 20. August 1844 im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes sieben Schwestern in die neu geschaffene Institution ein, die er zuvor in München bei den Barmherzigen Schwestern hatte ausbilden lassen. Zu diesen Schwestern mit einer „Leihoberin“ aus München gesellten sich bald weitere junge Frauen, die sich ebenfalls zu diesem Apostolat berufen fühlten, und nun in Schwarzach ausgebildet wurden.

Im Jahr 1876 übergab der Kardinal den ganzen Besitz einschließlich nicht unerheblicher Schulden der Kongregation mit der Verpflichtung, „für alle künftigen Zeiten zum Wohle von Kranken, Pfleglingen und Pfründern die Anstalt zu führen, derartige Personen aufzunehmen und ihnen liebevolle Wartung und Pflege angedeihen zu lassen.“

Im Zweiten Weltkrieg (1939-1945) diente das Krankenhaus in erster Linie als Lazarett, bevor es 1942 von den Nationalsozialisten, als Reaktion auf das mutige Eintreten der damaligen Schwester Visitatorin Anna Berta Königsegg (1882-1948) für die Patienten in der Versorgungsanstalt für psychisch Kranke und geistig Behinderte im Schloss Schernberg bei Schwarzach, enteignet wurde. Nachdem die Kongregation das Haus im Juni 1945 zurückerstattet bekommen hatte, entwickelte sich das Ordensspital bis heute zum zweitgrößten Krankenhaus im Bundesland Salzburg mit mehr als 500 Betten und rund 1.500 Mitarbeiter*innen.

Bei der durchgehend mit einer Reihe von Schwarzweiß- und Farbabbildungen illustrierten Darstellung beeindrucken vor allem die sich gegenüberstehenden Aufnahmen von früher und heute verschiedener Alltagssituationen im Klinikum, etwa im Operationssaal, in der Verwaltung, im Unterrichtsraum, im Labor, in der Küche oder im Heizungsraum, indem sie Entwicklungen im wahrsten Sinne des Wortes sichtbar machen.

Neben Angaben zum Leitbild („christlich, menschlich, fachlich versiert“) finden sich auch statistische Angaben, „kleine Geschichten“ von Mitarbeiter*innen der Einrichtung sowie „fünf Stimmen zum Jubiläum“, von Dr. Wilfried Haslauer, dem Landeshauptmann von Salzburg; Dr. Franz Lackner, dem Erzbischof von Salzburg; Dr. Hansjörg Brunner, dem Vorsitzenden des Aufsichtsrats; Sr. Magdalena Pomwenger, der Visitatorin; und Andreas Haitzer, dem Bürgermeister von Schwarzach.

Im Anschluss an die „Zeitreise“ durch ihre 175-jährige Geschichte wagen die Autor*innen unter der Überschrift „Kardinal Schwarzenberg Klinikum – quo vadis?“ auch einen „Fernblick“. Im Hinblick auf die Zukunft beziehungsweise die größten Chancen für das Klinikum in den kommenden zehn Jahren befragt, schreibt dabei Sr. Katharina Laner unter anderem: „Den Menschen im Fokus zu haben, seien es die Patienten oder Mitarbeiter, und sie in ihrer Würde ernst zu nehmen. Auch in Zukunft soll dies von einer ‚zutiefst den Menschen zugewandten Haltung‘ getragen werden und der Grundstein für unser weiteres Handeln sein“ (S. 43). Und auf das 200-jährige Jubiläum beziehungsweise die zukünftige Entwicklung der Pflege angesprochen äußert sich Pflegedirektorin Ines G. Hartmann wie folgt: „Im Jahr 2044 werden im Klinikum sicher auch die aktuellsten Methoden in der Pflege angewendet werden. Was aus meiner Sicht niemals durch eine Maschine ersetzt werden kann, sind die menschliche Zuwendung und die persönliche Beziehung zwischen der Pflegekraft und dem Pflegebedürftigen“ (S. 45).

Während sich vergleichbare Veröffentlichungen für gewöhnlich an ein kleines, auch an Details interessiertes Publikum wenden, richtet sich die vorliegende Festschrift offensichtlich an die breite Öffentlichkeit, weshalb die historische Darstellung insgesamt sehr stark gerafft und auf Quellen- und Literaturangaben verzichtet wurde. Stattdessen wurde – einem allgemeinen Trend folgend – großer Wert auf die „Außenwirkung“ gelegt, indem sich die Schrift durch ein sehr modernes Erscheinungsbild auszeichnet. Die aufwendige Gestaltung reicht dabei vom Cover – einem mit goldfarbenen Linien symbolisiertes Gebirgsrelief und goldfarbener Überschrift auf weißem Hintergrund – über das Seitenlayout mit markanten Großbuchstaben bis hin zu einer großräumigen Anordnung der Informationen. Die Kosten, die man früher in die Erarbeitung von (wissenschaftlich fundierten) Festschriften durch (Medizin- und Pflege-) Historiker*innen investierte, geben heute die entsprechenden Abteilungen für „Unternehmenskommunikation & Beratung“ scheinbar lieber für Designerfirmen aus. Dabei ist gegen eine ansprechende Buchgestaltung überhaupt nichts einzuwenden, solange die historische Darstellung nicht zu kurz kommt beziehungsweise darunter leidet.

Bleibt noch der Hinweis, dass die im Großformat erschienene Festschrift am 23. Januar 2020 in der „Nacht der Werbung“, in der alle zwei Jahre kreative Projekte aus der heimischen Marketing- und Kommunikationsszene in insgesamt 15 Kategorien mit dem Salzburger Landespreis für Marketing, Kommunikation & Design ausgezeichnet werden, in der Kategorie „Public Relation“ den zweiten Platz belegte.

Eine Rezension von Dr. Hubert Kolling